Erhöhen Ritalin und Co. bei Kindern das Risiko, an einem plötzlichen Tod zu sterben?

Nach einer US-Studie könnte es einen Zusammenhang zwischen ADHD-Medikamenten und Herzstillstand bei Kindern und Jugendlichen geben, die FDA hat einen Hinweis veröffentlicht.

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Die US-Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA hat eine Warnung ausgesprochen, dass stimulierende Mittel wie Ritalin, die zur Behandlung der Aufmerksamkeitsstörung ADHD gegeben werden, auch bei ansonsten gesunden Kindern und Jugendlichen zu einem plötzlichen unerklärten Tod durch Herzstillstand führen können.

Das FDA verweist dabei auf eine von der Behörde selbst und dem National Institute of Mental Health (NIMH) in Auftrag gegebene Studie. In dieser Fall-Kontroll-Studie wurde für die Zeitspanne 1985-1996 die Einnahme von stimulierenden Medikamenten (Amphetamin, Dextroamphetamin, Metamphetamin, Methylphenidat) bei 564 gesunden Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 19 Jahren, die plötzlich und unerklärt gestorben sind, mit der von ebenso vielen Kindern und Heranwachsenden untersucht, die als Mitfahrer bei Verkehrsunfällen gestorben sind. Dabei wurde jeweils einem Kind der einen Gruppe eines der anderen zum Vergleich zugeordnet, das möglichst ähnlich (Alter, Geschlecht, Gesundheit etc.) ist. Der Vergleich wurde deswegen mit diesen beiden Gruppen angestellt, weil in beiden Fällen die Kinder plötzlich starben und die Todesursache nicht aus einem bekannten medizinischen Problem folgt.

Die Aussagekraft der Studie, die vom American Journal of Psychiatry veröffentlicht wurde, ist hinterfragbar, worauf auch die FDA hinweist und erklärt, dass die Warnung nicht bedeuten soll, dass Eltern die Medikation bei ihren Kindern einstellen sollen. Die behandelten Ärzte werden jedoch aufgefordert, den Therapieplan aufgrund einer genauen Anamnese für Herzkreislauferkrankungen der Kinder und ihrer Familien zu erstellen. Allein in den USA werden 2,5 Millionen Kindern mit Medikamenten wie Ritalin, Dexedrin, Modafinil oder Adderall behandelt, die auf diesen Wirkstoffen basieren.

Als Ergebnis stellte sich jedenfalls heraus, dass von 564 Kindern, die plötzlich gestorben sind, 10 (1,8 Prozent) Stimulanzien wie Amphetamine, vor allem aber Methylphenidat eingenommen haben, in der anderen Gruppe waren es nur 2. Daraus wird weniger abgeleitet als vermutet, es könne eine Verbindung zwischen den Medikamenten mit diesen Wirkstoffen und den Todesfällen geben. Eine Unterschätzung der Zahlen könnte dadurch verursacht worden sein, dass Todesursachen wie Herzinfarkte nicht eingeschlossen wurden, da die Studie zunächst die mögliche Verbindung zwischen plötzlichem Tod und Antidepressiva eruieren wollte.

Bekannt ist, dass Ritalin und andere dieser Medikamente zu Herzkreislaufstörungen führen und den Blutdruck erhöhen können, bei Hochdruck, Herzfehlern und überhaupt Herzkreislauferkrankungen sollen sie nicht gegeben werden. Es gab auch immer wieder Berichte über plötzliche Tode bei Kindern, die mit den Medikamenten behandelt wurden. Allerdings würde selbst dann, wenn es einen Zusammenhang geben sollte, nicht klar sein, ob nicht ADHD möglicherweise die Ursache sein könnte. Die Unterschiede in den beiden Vergleichsgruppen seien jedoch signifikant, weswegen ein potenzielles Risiko bestehe. Gefordert werden weitere Fall-Kontroll-Studien. Da plötzliche unerklärte Todesfälle selten vorkommen, wären epidemiologische Studien praktisch nicht durchführbar, da viel zu aufwändig, sagen die Wissenschaftler.