Die meisten US-Konkursfälle aufgrund von Krankheiten erfolgten trotz Krankenversicherung

Von den 2,2 Millionen Kaliforniern, die ihre Arztrechnungen nicht bezahlen können, waren zwei Drittel versichert - und die Schuld daran trägt Watergate-Präsident Richard Nixon

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Wie dem Ökonomieblog Washingtonsblog zu entnehmen ist, hatten zwischen 2000 und 2003 sieben von zehn Erwachsenen, die sich verschulden mussten, um ihre medizinischen Ausgaben zu decken, eine Krankenversicherung. Laut einer Studie des Center for Health Policy Research der Universität von Kalifornien (UCLA) hatten noch 2009 mehr als 2,2 Millionen Kalifornier, die auf unbezahlten Arztrechnungen sitzen, über einen entsprechenden Versicherungsschutz verfügt, während im Jahr 2007 rund 62 Prozent aller Konkursverfahren im Zusammengang mit unbezahlten medizinischen Kosten standen.

Das liege nicht nur daran, dass die privaten Krankenversicherungen schon grundsätzlich versuchen würden, auch notwendige Behandlungen von der Deckung auszunehmen, sondern auch daran, dass die Versicherten fälschlich annehmen, dass ein Versicherungsschutz besteht. Sie nehmen daher Behandlungen in Anspruch, die sie nicht beanspruchen würden, wenn sie wüssten, dass sie sie selbst bezahlen müssen. Oder sie waren unterversichert, weil sie sich einfach keinen ausreichenden Versicherungsschutz leisten konnten.

Dahingehend macht übrigens Michael Moore eine historische Randbemerkung. Er fand in Präsident Richard Nixons eigenen Überwachungsbändern, die im Zuge des Watergate-Skandals bekannt wurden, folgenden Dialog, bei dem Nixon mit seinem Chefberater für innere Angelegenheiten John Ehrlichman diskutierte, ob sie das HMO-Konzept unterstützen sollen. Als Health Maintenance Organization wird das private Krankenversicherungsmodell bezeichnet, das sich seit etwa 1910 in den USA entwickelt hat und nach dem Health Maintenance Organization Act von 1973 durch die US-Bundesregierung finanziell und rechtlich gefördert wird.

Ehrlichman sagte demnach zu Nixon: "Du wirst es lieben, denn es ist privat und nicht irgendein Gratis-Ding." Nixon: "Oh, das mag ich, erzähl mir davon." "Also, das wird so funktionieren: diese HMOs werden mehr Geld machen, indem sie weniger Betreuung liefern. Je weniger Versorgung sie den Patienten anbieten, umso mehr Geld machen die Unternehmen." Dazu Nixon live auf Band: "Oh, nicht schlecht!"

Das Ergebnis war dann jedenfalls nicht marktwirtschaftlich, wie die Ökonomen Thomas Ferguson and Robert Johnson vom Roosevelt Institute in einem aktuellen White Paper PDF v2_0.pdf Paper feststellen: "Das US-Gesundheitssystem ist eine Kette an privaten Oligopolen, die durch Zahlungsströme verbunden sind, die von einem großen nicht-marktwirtschaftlichen Netzwerk an privaten Versicherungen und der Bundesregierung verwaltet werden. Produzenten und Versicherer dominieren – ähnlich wie im Finanzwesen - gemeinsam die Politik, woran sich auch unter Präsident Obama nichts geändert habe. Würde man das private Versicherungssystem eliminieren, würden die Gesundheitskosten bei gleicher Leistung sofort um 20 bis 25 Prozent zurückgehen."