Erfolgreicher US-Raketenabwehrtest?

Nach einem halben Jahrhundert Entwicklung soll mal wieder ein Raketenabschuss geglückt sein

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Diese Woche hatten die USA wieder einmal einen erfolgreichen Abschusstest einer anfliegenden Rakete vermeldet, was die Grundlage für den derzeit propagierten „NATO-Abwehrschild“ wäre. Die Authentizität derartiger Meldungen ist jedoch nicht objektiv nachprüfbar. Vor Jahren hatten die Verantwortlichen einmal einräumen müssen, dass sich in der Zielrakete ein Peilsender befunden hatte.

Die Meldung einer „demnächst einsetzbaren Abwehrrakete“ schließt an eine nunmehr 50jährige Tradition an optimistischer Technikgläubigkeit und dreistem Bluff an. So legte das Pentagon Anfang der 60er Jahre das Nike-Zeus-Programm auf, das anfliegende sowjetische Raketen abzufangen versprach. Die naive Vorstellung in den 80er Jahren, ein nuklearer Angriff könne durch das weltraumgestützte SDI-Programm neutralisiert werden, erwies sich als technologisch nicht ansatzweise durchführbar. Vor dem ersten US-Angriff auf den Irak ließ General Schwartzkopf 1990 verlauten, die Trefferquote des „Patriot-Systems” läge bei 100%. Nach Ende der Kampfhandlungen kam eine Kommission zu dem Schluss, dass nicht ein einziger Abschuss feindlicher Flugkörper nachgewiesen werden konnte. Stattdessen holten Patriot-Raketen drei eigene Flugzeuge vom Himmel. Erst 2003 soll das verbesserte System im Golf-Krieg //www.acq.osd.mil/dsb/reports/2005-01-Patriot_Report_Summary.pdf: ballistische Raketen abgefangen haben.

Die Geschichte entsprechender Abwehrprogramme zeichnete 1999 der sehenswerte Dokumentarfilm „Nukes in Space“ nach. Militärpropaganda insbesondere über Raketen ist stets mit Vorsicht zu genießen. Bei Maiparaden in Moskau wurden während des Kalten Kriegs teilweise Sperrholzattrappen gezeigt. Sowjetische Raketen erhielten nur bei geglücktem Start eine Seriennummer, um Fehlschläge zu vertuschen. Der Iran behalf sich 2008 bei einem Fehlstart mit Fotoshop.