Spanischer Brandsommer bricht alle Rekorde

Die Regierung will betroffenen Regionen unter die Arme greifen und Arbeitslose zur Aufforstung verpflichten

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Die spanische Regierung hat auf ihrer Kabinettssitzung am Freitag ein Dekret verabschiedet, um den von Bränden betroffenen Regionen und den Geschädigten unter die Arme zu greifen. Das hat die Vizeministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría am Nachmittag mitgeteilt. Angaben über den Umfang der "Nothilfe" hat sie nicht gemacht. Sie kündigte an, man werde Arbeitslose zu Wiederaufforstungsprogrammen heranziehen. Spanien habe auch einen Antrag auf finanzielle Hilfe beim Solidaritätsfonds der Europäischen Union gestellt, sagte die Konservative.

Der spanische Minister Umweltminister war am Donnerstag auf Antrag der Opposition vor das Parlament getreten und bezeichnete das laufende Jahr als das "schlimmste" Brandjahr in der Geschichte. Miguel Arias Cañete bezifferte den in diesem Jahr von Bränden betroffenen Wald und Buschland schon jetzt mit etwa 181.000 Hektar. Das ist etwa vier Mal die Fläche von Andorra und etwas weniger als die Luxemburgs. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2005, als etwa 170.000 Hektar abfackelten, ist schon weit übertroffen. Nun könnte angesichts der weiter anhaltenden Dürre und hoher Temperaturen eine größere Fläche abbrennen, als Luxemburg mit 2586 Quadratkilometer ausweist.

Spanien kommt das teuer zu stehen, nicht nur weil die Regierung nun Entschädigungen an betroffene Familien, Unternehmen und Regionalregierung zahlen will, um die wirtschaftlichen Folgen zu mildern. Die schweren ökologischen Schäden, so räumte Cañete ein, könnten nur mit "sehr großen Schwierigkeiten" beseitigt werden. Die Feuer werden sich in einem Land, das besonders von Wüstenbildung betroffen ist, langfristig besonders negativ auswirken.

Erneut waren in diesem Jahr wieder besonders viele Naturparks von der modernen Form der Brandrohdung betroffen. Schon im Frühjahr wurde damit begonnen, besonders wertvolle Gebiete abzufackeln. Naturparks, Nationalparks und sogar Biosphärenreservate waren auch im Laufe des Sommers besonders betroffen. Auf der Ferieninsel La Gomera sind 25 Prozent des Nationalpark Garajonay abgebrannt, wegen seiner einzigartigen Lorbeerwälder ein Unesco-Weltkulturerbe. In den letzten Tagen war das Biosphärenreservat am Omaña- und des Lunatal von Bränden betroffen. Dabei sind in der westspanischen Provinz Leon fast 800 Hektar abgebrannt, darunter fast 100 Hektar Eichenwälder.

Präventiver Brandschutz ist zum Opfer der Sparpläne geworden

Die wirtschaftlichen Folgen sind nicht abschätzbar, aber wie in Gomera sind auch viele Urlauber abgereist oder nicht angereist. Dass bisher neun Menschen ums Leben kamen, darunter vier französische Touristen, hat vor allem in Frankreich für negative Schlagzeilen gesorgt. Zudem war der nach dem sehr trockenen Winter der Brandsommer absehbar. Angesichts der Klimaveränderungen warnen Umweltschutzorganisationen seit Jahren, dass wegen der Dürre im Rahmen der Klimaveränderungen auf der Iberischen Halbinselder präventive Brandschutz verstärkt werden müsse.

Doch die fallen Jahren immer stärker Sparplänen zum Opfer. So wurde in den Regionen Valencia, Katalonien und Kanaren, die in besonders betroffen waren, massiv an Personal und Ausrüstung gespart. Standen zum Beispiel im trockenen Katalonien 2010 noch fast acht Millionen Euro für Personal zur Verfügung, sollten 2012 nur noch 2,8 Millionen Euro ausgegeben werden. Statt einst drei Millionen Euro für Ausrüstung stehen nur noch knapp 150.000 bereit.

Die Brände können sich, wie nahe La Jonquera und Portbou im Juli, rasend ausbreiten, weil viel Unterholz als Brandbeschleuniger diente. Hier kamen die französischen Touristen ums Leben und 13.000 Hektar Wald brannten ab. Sogar Umweltminister Cañete hatte kürzlich eingeräumt, dass "vermutlich weniger Unterholz beseitigt wurde", weil es sich um kostenintensive Arbeiten handele. Die könnten aus "haushaltspolitischen Erwägungen" gekürzt worden sein, meint er.

Als Reaktion auf die Brände, will die Regierung nun Strafen für Brandstifter erhöhen, obwohl die meist nicht ermittelt werden. Zudem sollen den Regionen zum Teil Kompetenzen im Brandschutz entzogen werden, um ihn zentral zu koordinieren. Doch ob damit die Effektivität steigt, wird allseits bezweifelt. Denn es seien Sparauflagen der Zentralregierung, die von den Regionen umgesetzt würden. Immer wieder hatten die sich, wie die Kanarischen Inseln, massiv beklagt, dass angeforderte Löschflugzeuge nur verspätet von der Zentralregierung in die Brandregionen verlegt worden seien.

Der Umweltminister musste sich im Parlament harte Kritik gefallen lassen. Die warf ihm "fehlende Koordination" und "Abwesenheit" trotz "katastrophalen Bränden" vor. Während es im August in gleichzeitig in mehreren Nationalparks gebrannt hat, besuchte Cañete einen blutigen Stierkampf, anstatt die Brandbekämpfung zu koordinieren. Während am Brandschutz und sogar an Bildung- und Gesundheit besonders gespart wird, wurden die Subventionen für das blutige Treiben von den Konservativen nach Angaben der Tierschutz-Partei (Pacma) aber sogar auf 600 Millionen Euro erhöht. Dabei schauen sich immer weniger Besucher den Stierkampf an und er ist in Katalonien inzwischen verboten.