Deutsche haben wenig Angst vor Roboterautos

Einer Umfrage nach wären schon jetzt zwei Drittel aller Führerscheininhaber bereit, das neue Fortbewegungsmittel zu nutzen

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Bislang werden Roboterautos, die ohne Fahrer auskommen, nur getestet. Praktische Erfahrung hat damit noch fast kein deutscher Führerscheininhaber. Trotzdem hat einer repräsentativen Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young nur eine Minderheit von 12 Prozent so große Berührungsängste (oder andere Vorbehalte), dass sie eine Nutzung kategorisch ablehnt. Bieten Roboterautos (wie bislang durchwegs geplant) die Möglichkeit, dass der Fahrer die Automatik im Bedarfsfall ausschalten darf, dann können sich 66 Prozent vorstellen, die Technologie zu nutzen. 40 Prozent wären dazu auch bereit, wenn sie nicht mehr selbst Hand anlegen können.

Je besser ihre Einkommenssituation ist, desto aufgeschlossener stehen Verbraucher autonomen Fahrzeugen gegenüber: Geringverdienter mit einem jährlichen Brutto-Haushaltseinkommen von unter 20.000 Euro sind nur zu 53 Prozent bereit sind, Steuer und Gaspedal einer Automatik zu überlassen. Dieser Wert steigt Ernst & Young zufolge zusammen mit dem Einkommen und liegt bei Verbrauchern mit einem Jahresbrutto von über 80.000 Euro bei 76 Prozent. Eine Erklärung dafür könnten Fahrer-Assistenzsysteme liefern, die in teuren Automobilen schon heute eingebaut sind und dem Fahrer einen Vorgeschmack darauf liefern, wie ein vollautomatisches Fahrzeug funktioniert. Dieser Eindruck ist der Umfrage nach ganz überwiegend positiv: 90 Prozent der Befragten sprechen von einem Sicherheitsgewinn und 89 Prozent fühlen mehr Komfort.

Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Während sich unter den Männern 73 Prozent einem Autopiloten anvertrauen würden, sind es bei den Frauen nur 59 Prozent. Deutlicher ist die Differenz, wenn man die Autofahrer in Altersklassen aufteilt: Unter Führerscheininhabern, die das 45. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind 76 Prozent offen für Roboterautos, bei den über 65-Jährigen nur 50. Einen Akzeptanzwert über dem Durchschnitt (72 Prozent) erreicht man auch, wenn man Personen, die jährlich mehr als 10.000 Kilometer mit dem Auto zurücklegen, in einer Gruppe zusammenfasst. Letzteres weist darauf hin, dass autonome Fahrzeuge (neben Glasfaserleitungen und Landarztprogrammen) dabei helfen könnten, das Problem der Wohnungsnot und der hohen Mieten in Ballungsräumen zu lindern (während die bislang von der Politik eingesetzten Mietgrenzen nur einen immer größer werdenden Mangel verwalten).

Bei der Schätzung der Marktreife sind die deutschen Autofahrer skeptischer als die Experten, die das Jahr 2020 ins Visier genommen haben: Eine Mehrheit von 68 Prozent glaubt, dass sich solche Fahrzeuge erst 2030 in relevanter Zahl auf deutschen Straßen finden werden. Möglicherweise befürchten manche davon kräftige Lobbyarbeit zugunsten strenger Zulassungshürden, wenn deutsche Hersteller in der Entwicklung länger brauchen als Nissan oder Google.