Lehrziel totaler Krieg gegen Muslime

Eine Gruppe von Dozenten konnte an einem Pentagon-College Inhalte vermitteln, die eine Massenauslöschung von Muslimen rechtfertigen

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Saudi-Arabiens Bevölkerung soll dem Hungertod ausgesetzt, Mekka und Medina nach dem Vorbild Hiroshimas zerstört und der Islam zum Status einer Sekte reduziert werden - diese Auslöschungsphantasie (PDF) entstammt nicht etwa der Aktentasche eines Geisteskranken, der Mitreisenden in der U-Bahn Weltverschwörungszusammenhänge und dafür notwendige Gegenaktionen erklärt, sondern dem Lehrmaterial eines Offiziers der US-Armee, der höherrangige Soldaten instruierte: „commanders, lieutenant colonels, captains and colonels“.

Stimmen die Informationen des Dangerroom der Zeitschrift Wired, dem das Lehrmaterial zugespielt wurde, dann ist der Ausbilder, Army Lt. Col. Matthew A. Dooley, noch immer auf seinem Dozenten-Posten im „Defense Department's Joint Forces Staff College in Norfolk, Virginia“ tätig. Nicht allein die Lehrinhalte, die an die Ideenwelt eines norwegischen rechtsextremistischen Terroristen denken lassen, sind bemerkenswert an dem Fall, den die Zeitschrift aufdeckt.

Der US-Armeeführung, die Untersuchungen eingeleitet hat, muss zu denken geben, dass Dooley allen Hinweisen zufolge Teil einer Gruppe ist, der es angelegen war, kriegerische Ansichten zum Islam und zu Muslimen in der US-Armee zu verbreiten, um „falsche, politisch korrekte Lehrinhalte“ zu korrigieren. Das Bild, das Experten vom Islam vermittelten, wurde von Dooleys Team „überarbeitet“. Antimuslimische Gotteskämpfer-Zellen in der US-Armee? Unter den Ausbildern auf jeden Fall, so Wired:

„For the better part of the last decade, a small cabal of self-anointed counterterrorism experts has been working its way through the U.S. military, intelligence and law enforcement communities, trying to convince whoever it could that America’s real terrorist enemy wasn’t al-Qaida — but the Islamic faith itself. In his course, Dooley brought in these anti-Muslim demagogues as guest lecturers. And he took their argument to its final, ugly conclusion.“

„Es gibt keinen moderaten Islam“, wird Dooleys Lehrmaterial, das vom Juli 2011 datiert, wiedergegeben:

„Es ist also Zeit für die Vereinigten Staaten unsere wahren Absichten deutlich zu machen. Diese barabarische Ideologie wird nicht länger toleriert. Der Islam muss sich ändern oder wir werden ihm seine Selbstzerstörung erleichtern.“

Internationale Gesetze, welche die Zivilbevölkerung im Krieg beschützt, seien nicht länger von Bedeutung, so Dooley, der mit Verweis auf Dresden, Tokyo, Hiroshima und Nagasaki die Zerstörung der religiösen Städte Mekka und Medina als Teil eines vierphasigen Krieges zu legitimieren versucht. Zwar seien solche Aktionen, die er in Erwägung ziehe, für viele politisch nicht korrekt, aber dem Westen bleibe wenig Entscheidungsfreiheit in dieser Sache, so Dooley, „außer einen totalen Krieg zu führen“.

Das Pentagon hat auf den Fall Dooley und seiner Gastdozenten zunächst mit einer Order reagiert. Sie soll vom Chef des Joint Chiefs of Staff, General Martin Dempsey, selbst erlassen worden sein: Das anti-islamische Lehrmaterial soll verschwinden. Eine Untersuchung darüber, wie Dooley seine Ansichten in einer vom Verteidigungsministerium unterstützten Lehrveranstaltung äußern konnte, soll Ende Mai erste Ergebnisse vorstellen.