Rechenschwäche weiter verbreitet als Leseschwäche

Nach einer Studie kommt die Dyskalkulie doppelt so oft vor wie die Dyslexie.

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Die Meisten werden es schon geahnt haben. Analphabetismus ist weniger verbreitet als die Dyskalkulie. So heißt die so genannte Rechenschwäche, wenn man sich gewählt ausdrückt. Der Verdacht legt sich auch nahe, dass nicht nur die gemeinen Leute daran leiden, sondern auch viele Politiker und Manager.

Ob das mit der Rechenschwäche so stimmt, ist zwar nur das Ergebnis einer kleinen Studie mit 1500 Kindern in Kuba, die der britische Neurowissenschaftler Brian Butterworth von der University College London durchgeführt hat. Danach haben 3 Prozent der Kinder eine Leseschwäche und 6 Prozent eine Rechenschwäche.

Das bestätigt frühere Studien, macht aber auch deutlich, dass in unserer humanistisch geprägten Kultur die Leseschwäche offenbar noch immer gravierender als die Rechenschwäche angesehen wird, obgleich dies bei aller Förderung von Technik und Naturwissenschaft sowie der Bedeutung der Ökonomie eigentlich seltsam ist. Butterworth meint, viele Menschen würden es nicht bemerken, dass sie nicht rechnen können, aber es gebe eben auch keine Einrichtungen, dies zu lernen, wenn sie dies bemerken.

Allerdings ist es eines, richtig rechnen zu können, und etwas anderes, das Ausgerechnete zu bewerten. Aber das hat weder mit einer Leseschwäche, noch mit der Dyskalkulie zu tun, sondern mit dem, was man Vernunft nennt. Und die könnte ein Gut sein, das noch seltener verteilt ist. Vermutlich ist es leichter, ein Rechenmodul zu entwickeln und als Plug-in in das Gehirn zu implantieren als Vernunft. Während das Ergebnis von 1 + 1 eindeutig sein sollte, ist dies bei der Vernunft keineswegs so.