Rußpartikel von neuen Dieselmotoren sind gefährlicher

Da die Rußpartikel von Dieselmotoren der Euro 4-Norm kleiner sind als die von älteren Motoren, greifen sie Zellen des Immunsystems aggressiver an.

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Nicht immer ist Fortschritt auch wirklich Fortschritt – und sauberer gleich besser oder gesünder. Wissenschaftler vom Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin und des Institute of Neurobiology and Molecular Medicine in Rom haben in einer Studie festgestellt, dass die Russpartikel aus den neueren und saubereren Dieselmotoren, die die Euro 4-Abgasnorm erfüllen, gefährlicher sind als diejenigen, die von älteren Dieselmotoren ausgestoßen werden.

Die Euro 4-Norm ist seit 1. Januar 2005 für alle Dieselmotoren in neuen PKWs gültig und legt einen Höchstwert von 25 Milligramm pro Kilometer bzw. 50 mg pro Kilowattstunde für die Freisetzung von Rußpartikeln fest. Die Abgasnorm 5, die ab 1. September 2009 in Kraft tritt, senkt den Wert auf 5 mg/km. Zwar werden damit weniger Rußpartikel in die Luft abgegeben, aber sie werden immer kleiner und sind bei der Euro 4-Norm nur noch zwischen 5 und 20 Nanometer groß. Zudem weisen sie eine "defektreiche, fullerenartige Struktur" auf und sind viel reaktiver als die Rusßartikel der früheren Motorengenerationen. Auf ihrer Oberfläche befinden sich, wie die Wissenschaftler sagen, "chemische Anhängsel, die sie noch einmal reaktiver machen, so dass sie menschliche Zellen leichter schädigen können".

Untersucht wurden bei den Tests die Auswirkungen der Rußpartikel von Nutzfahrzeug-Dieselmotoren der Euro IV- Norm auf menschliche Zellkulturen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Ergebnisse auch auf Dieselmotoren von PKWs zutreffen dürften. Rußpartikel von Euro IV-Dieselmotoren von Nutzfahrzeugen haben sehr viel Makrophagenzellen aus peripheren Blutmonozyten abgetötet als solche älterer Motoren. Wenn die neuen und "saubereren" Motoren also das Immunsystem stärker angreifen als die älteren, könnten auch die Feinstaub-Fahrverbote wieder stärker in Zweifel gezogen werden. Bislang habe man zu wenig berücksichtigt, das die Reduktion Rußpartikelmenge alleine noch keine Gewähr gibt, dass die Rußpartikel auch weniger toxisch für die Menschen werden. Notwendig sei daher die Entwicklung von Rußfilter, die die kleinen Partikel vor dem Austritt völlig vernichten.