Haben sich in Großbritannien die Reichen davongemacht?

Die Erhöhung des Höchststeuersatzes auf 50 Prozent unter der Labour-Regierung hat die Zahl der britischen Millionäre um zwei Drittel schrumpfen lassen

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Im Sommer hieß es noch, der konservative britische Regierungschef David Cameron wolle Großbritannien zu einem Steuerparadies machen. Zumindest machte er sich lustig über den sozialistischen Präsidenten Francois Hollande, als dieser wie im Wahlkampf angekündigt die Reichensteuer einführte. Man werde für die Reichen, die aus Frankreich fliehen, den roten Teppich ausrollen, propagierte Cameron.

Ob reiche Franzosen tatsächlich nach Großbritannien ausgewandert sind, um ihr Geld vor dem Zugriff des französischen Finanzamts zu sichern, ist bislang eher eine Angelegenheit von Gerüchten. Nach einer Meldung ist jedoch die Zahl der Einkommensmillionäre in Großbritannien drastisch gesunken. Schuld daran ist allerdings die Labour-Vorgängerregierung unter Gordon Brown, die kurz vor den Wahlen die Einkommensteuer noch schnell auf 50 Prozent angehoben hat.

Hatten 2009-2010 noch mehr als 16.000 Menschen ein Jahreseinkommen von mehr als einer Million Pfund erklärt, so waren es nach den Wahlen gerade noch 6.000, was einen Verlust an Steuern von 7 Milliarden Pfund bedeutete. Ob die reichen Briten nun ausgewandert sind oder ob sie andere Wege gefunden haben, um das Einkommen kleinzurechnen, ist nicht klar. Für die Konservativen wird dies einen weitere Gelegenhei zu sein, ihre Steuerpolitik zu bestätigen.

Finanzminisiter Osborne hatte sowieso schon angekündigt, dass der Höchstsatz der Einkommensteuer ab nächsten April von 50 auf 45 Prozent sinken wird. Daraufhin haben zwar wieder zehntausend Menschen ein Einkommen von über einer Million Pfund erklärt, aber zur Zahl von 2009/2010 fehlt noch viel. Durchschnitlich müssen die Millionäre nach Zahlen der Labour-Opposition um die 100.000 Pfund weniger an Steuern zahlen.

Allerdings werden, die der Guardian berichtet, weiterhin reiche Milliardäre aus dem postsowjetischen Raum von Großbritannien angelockt, weil sie ihr Geld in Steueroasen wie den British Virgin Islands verstecken und so auch vor dem Zugriff von Behörden sichern können, wenn sie angeklagt sind. Ein Beispiel ist der kasachische Milliardär Mukhtar Ablyazov, der zuletzt gesehen wurde, als er angeblich – und ausgerechnet – nach Franktreich ausreiste. Ablyazov wurde zu 22 Monaten Ordnungshaft verurteilt, um sein Vermögen im Ausland zu überprüfen. Angeblich hat er von der BTA Bank vier Milliarden Pfund über Firmen in den Steueroasen der British Virgin Islands und der Seychellen mitgehen lassen.