Zuckerberg-Chronik wider Willen

Gizmodo will den Facebook-Chef Verständnis für Datenschutz lehren und zahlt 20 Dollar für Schnappschüsse aus seinem Privatleben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Facebook hat kein unproblematisches Verhältnis zum Datenschutz. Das zeigte sich unter anderem an der einseitigen Änderung der Nutzerrichtlinien, über die das Soziale Netzwerk zwar letzte Woche abstimmen ließ - aber ohne datenschutzfreundliche Alternative und mit einem Quorum in Höhe von mindestens 30 Prozent, das erwartungsgemäß um satte 29,96 Prozentpunkte verfehlt wurde. Facebook-Chef Mark Zuckerberg meinte zu Vorwürfen hinsichtlich des Umgangs mit den Nutzern seines Sozialen Netzwerks angeblich, er glaube nicht an eine Privatsphäre.

Das ärgerte das amerikanische Technikblog Gizmodo, das zur Gawker-Mediengruppe gehört. Deren Flagschiff Gawker.com trägt das Motto "Gossip from Manhattan and the Beltway to Hollywood and the Valley" und machte durch innovative Methoden der Beobachtung von Berühmtheiten von sich reden. Mit solchen Methoden will Gizmodo nun Zuckerberg auf die harte Tour ein Gefühl für die Notwendigkeit von Privatsphäre beibringen: Das Blog hat den "Summer of Zuck" ausgerufen und bietet seinen Lesern in diesem Rahmen bis zum ersten Montag im September 20 Dollar für selbstgemachte Fotos oder Videos von Mark Zuckerberg.

Der Zeitpunkt dafür ist deshalb recht günstig, weil der Facebook-Gründer unlängst geheiratet hat und sich auf eine Reise nach Italien begab, wo sich um diese Jahreszeit massenhaft Touristen aus aller Welt mit betriebsbereiten Aufnahmegeräten befinden. Dort wird Zuckerberg aber nicht nur von Amateuren beobachtet, sondern auch von Profis, die unter anderem öffentlich machten, dass der Multimilliardär und seine Frau für 32 Euro Artischocken und mit Seebarsch gefüllte Ravioli zu Mittag aßen und kein Trinkgeld gaben.

Deutsche, die Gizmodo Paparazzi-Fotos von Zuckerberg zukommen lassen wollen, laufen allerdings (zumindest theoretisch) Gefahr, von heimischen Anwälten identifiziert und wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung abgemahnt zu werden. In solch einem Fall könnte aus dem vermeintlichen Gewinn in Höhe von 20 Dollar schnell ein Verlust in vierstelliger Höhe werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie Daten hinterlassen, mit denen sie identifiziert werden können. Und Gizmodo verspricht in seinem Aufruf, einen "Aufwand wie im Spionagegewerbe" zu betreiben, um die Anonymität der Einsender zu gewährleisten. Diese müssten aber bei ihren eigenen Anonymisierungsbemühungen die EXIF-Dateien der Fotos intakt lassen, damit sich feststellen lässt, wann und wo sie aufgenommen wurden.