Achselschweiß, die Gene und der regelmäßige Gebrauch von Deo

Es gibt Menschen, die genetisch bedingt nicht schweißeln, die meisten benutzen trotzdem Deos. Warum?

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Es gibt Menschen, die kein Ohrenschmalz und keinen Schweiß unter den Achseln produzieren und demgemäß auch hier geruchsmäßig nicht auffallen. Es sollen zwar nur wenige sein, die Träger des seltenen SNPs rs17822931 auf dem Gen ABCC11 sind. Nach einer im Journal of Investigative Dermatology erschienenen Studie von britischen Wissenschaftlern, für die sie 17.000 britische Mütter und ihre Kinder auf das Gen untersuchten und nach Verwendung von Deos befragten. Befragt wurden auch die Partner. Von den 6500 Müttern hatten 117 oder 2 Prozent das SNP, das einen Schweißgeruch unter den Achseln verhindert.

Überrascht hat die Wissenschaftler weniger, dass 5 Prozent der Menschen, die schweißeln, kein Deo verwenden - und hier mehr Männer als Frauen -, wohl aber, dass 78 Prozent der Menschen, die eigentlich unter den Achseln gar keine unangenehmen Gerüche entwickeln können, trotzdem Deos an allen oder an den meisten Tagen verwenden. Nur etwas mehr als ein Fünftel verzichtet darauf, weil es eben gar nicht notwendig ist. Das ist zwar deutlich mehr als bei den Menschen, die Schweißgerüche produzieren, aber seltsam bleibt, warum dennoch so viele Deos verwenden, ohne dass überhaupt eine Notwendigkeit besteht. Die Selbstwahrnehmung ist offensichtlich ausgeschaltet.

In Nordostasien benutzen schätzungsweise nur 7 Prozent der Menschen Deos, das Achsschweißelgen haben hingegen weniger als 1 Prozent. Hier brauchen also die meisten Menschen genetisch bedingt kein Deo und benutzen es auch nicht. Es scheint also soziokulturell bestimmt zu sein, dass in Europa auch so viele Menschen Deos benutzen, die dies nicht bräuchten. Sie bemerken dies offensichtlich nicht und passen sich einfach der Masse an, die allerdings schweißelt. Tiefer geht die Studie leider nicht, kann also nicht beantworten, warum die Menschen ohne Notwendigkeit Deos benutzen. Es könnte ja auch sein, dass Europäern, sofern die Briten typisch dafür wären, schon die Möglichkeit eines Körpergeruchs unangenehm ist bzw. sie künstliche, jedenfalls nicht körpereigene Gerüche vorziehen.

Weil die Studie aber doch ein wenig seltsam anmutet, zumal sie keine Fragen beantwortet, versuchen die Wissenschaftler ihr noch eine praktische Wendung zu geben. Man könne ja Genanalysen dafür verwenden, schlagen sie vor, um sich für oder gegen persönliche Hygieneprodukte zu entscheiden. Ein Gentest könne "das Selbstbewusstein stärken". Damit ließen sich unnötige Einkäufe und der Einsatz von Chemikalien auf de eigenen Körper vermeiden. Ein Hinweis darauf, dass man keine Schweißgerüche erzeugt, könnten auch die Ohren bieten. Meist hätten die Menschen mit der seltenen Genvariante nämlich auch trockenes und nicht fettiges Ohrenschmalz. Noch einfacher als Gentests oder die Überprüfung des Ohrenschmalzes wäre wohl der Gebrauch der Nase, wenn denn der Sinn von Deos darin bestünde, den Schweißgeruch auszuschalten, und nicht darin, dem Körper einen gewünschten, sozial normierten Geruch zu verleihen.