Wachsende Zweifel am Wert von persönlichen Genanalysen

Genomanalysen werden immer schneller und billiger: 2013 soll ein Sequenzierer auf den Markt kommen, der ein komplettes Genom in 15 Minuten entziffert - für weniger als 1000 Dollar. Doch die Datenflut sagt wenig aus.

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Genomanalysen werden immer schneller und billiger: 2013 soll ein Sequenzierer auf den Markt kommen, der ein komplettes Genom in 15 Minuten entziffert – für weniger als 1000 Dollar. Doch die Datenflut sagt wenig aus, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 02/09 (seit dem 22. 1. am Kiosk oder hier portokostenfrei online zu bestellen).

Während das Humangenomprojekt, das 2003 fertiggestellt wurde, noch 13 Jahre und 300 Millionen Dollar benötigte, um eine vollständige Sequenz des menschlichen Genoms mit drei Milliarden Basenpaaren zu ermitteln, kostete diese Leistung dank neuer Sequenzierer im Oktober 2008 nur noch 100.000 Dollar. In diesem Frühjahr will das US-Unternehmen Complete Genomics sogar die 5000-Dollar-Marke knacken. Das Biotech-Unternehmen Pacific Bioscienses schließlich will 2013 so weit sein, ein komplettes menschliches Genom in gerade einmal 15 Minuten zu entziffern – für weniger als 1000 Dollar.

Aber ist schnell und billig auch gut und aussagekräftig? Bislang haben Wissenschaftler erst die Genome von einer Handvoll Menschen buchstabiert, aber bereits einen Vorgeschmack davon bekommen, wie variabel der DNA-Buchstabensalat sein kann. Schnelle und billige Sequenziertechniken wie die von Pacific Biosciences könnten in kürzester Zeit sogar das Auslesen von Tausenden, vielleicht sogar von Millionen menschlichen Genomen praktikabel machen. Eine so große Sequenzierkapazität könnte endlich erklären helfen, welcher Anteil von häufigen Krankheiten erblich ist – ein Rätsel, das Genetiker seit Jahrzehnten umtreibt. Doch neue Daten legen nahe, dass selbst so häufige Erbleiden wie Diabetes und Herzkrankheiten auf vielen verschiedenen Genvarianten beruhen, die zudem für sich genommen ziemlich selten sind. Wenn das stimmt und all diese Varianten getestet werden müssen, dann wird die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte personalisierte Medizin nicht nur äußerst kompliziert, sondern auch sehr teuer. (Veronika Szentpetéry, Emily Singer) / (wst)