Open-Access-Förderverein für arXiv

Das Repository gilt als Musterbeispiel für die Open-Access-Strategie des "grünen Wegs", bei der Dokumente, die bereits in kostenpflichtigen Verlagsangeboten erschienen sind oder erscheinen werden, zusätzlich entgeltfrei nutzbar gemacht werden.

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arXiv, der Vater aller Open-Access-Server, soll - so will es die Cornell University Library als betreibende Einrichtung - ein Geschäftsmodell verpasst bekommen. Anlass der Initiative ist der gesunkene Etat der Bibliothek.

Das Repository arXiv stellt derzeit fast 600.000 Open-Access-Dokumente, vorrangig aus Physik, Mathematik, Statistik und Informatik, bereit und gilt in der Open-Access-Community als Musterbeispiel für die Open-Access-Strategie des "grünen Wegs", bei der Dokumente, die bereits in kostenpflichtigen Verlagsangeboten erschienen sind oder erscheinen werden, zusätzlich entgeltfrei nutzbar gemacht werden. Und in der Tat ist arXiv ein Angebot der Superlative: 400.000 registrierte Nutzer, 2.500.000 Dokumentdownloads pro Monat und 101.000 registrierte Autoren weist kein anderer Open-Access-Server auf. Auch das Patensystem zur Qualitätssicherung spricht für die Attraktivität des Repositories: Wer erstmals als Autor ein Dokument auf arXiv veröffentlichen will, braucht seit Januar 2004 einen Fürsprecher.

Die Attraktivität führt allerdings auch zu Unkosten. Die arXiv-Betreiber beziffern die jährlichen Ausgaben für den Betrieb von arXiv auf 400.000 US-Dollar: Die Kosten einer Dokumentveröffentlichung belaufen sich bei 60.000 Veröffentlichungen pro Jahr auf etwas weniger als 6,70 US-Dollar, einer der 30.000.000 Dokumentdownloads kostet knapp1,4 Cent. Auch wenn arXiv, gemessen an der üblichen Gebührenordnung für wissenschaftliches Publizieren, ein wahres Dumping-Angebot macht, tut sich die Cornell University Library schwer mit der finanziellen Belastung. Bislang bringt sie die Unterhaltskosten für arXiv größtenteils aus eigenen Mitteln auf und investiert dabei einen Betrag etwa in der Höhe des Erwerbungsetats für die Fächer Physik und Astronomie.

arXiv wird aber auch in Zukunft für Leser und Autoren entgeltfrei nutzbar bleiben. Das Finanzierungsmodell setzt auf freiwilligen Community-Support der Einrichtungen, die den Server am intensivsten nutzen und mithin am stärksten von ihm profitieren. Laut Cornell University Library stammen 75% der Dokumentdownloads von arXiv aus wissenschaftlichen Einrichtungen von 200 Institutionen. Diese 200 Institutionen gingen die Betreiber mit der Bitte um finanziellen Zuschuss an und stießen auf positive Resonanz: Zahlreiche der 25 arXiv am stärksten nutzenden Institutionen sagten ihre Unterstützung zu, darunter finden sich renommierte Einrichtungen wie das CERN, das Centre National de al Recherche Scientifique (CNRS) oder die Harvard University. Auch die deutschen Einrichtungen DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) und die Max-Planck-Gesellschaft werden arXiv finanziell fördern. Sollten die Beiträge der unterstützenden Einrichtungen so hoch ausfallen, dass die Kosten des Serverbetriebs übertroffen werden, ist geplant, entweder die Beiträge zu reduzieren oder neue Features für arXiv zu entwickeln. Die Cornell University Library will auch weiterhin 15% der Kosten für den Betrieb des Servers selbst tragen.

Auch wenn die Cornell University Library das freiwillige Zahlungsmodell auf Basis der Dokumentnutzung als vorübergehende Maßnahme bei der Entwicklung eines ausgefeilteren Konzepts ansieht, trägt die Idee Züge eines neuen Open-Access-Finanzierungsmodells: Anders als bei den in Open-Access-Journalen teils gebräuchlichen Autorengebühren oder dem bei Repositories üblichen Betrieb aus Hausmitteln, zahlen bei arXiv zumindest vorübergehend und freiwillig die Institutionen, deren Wissenschaftler die Open-Access-Dokumente rezipieren. Ein Modell, das aber längst nicht mit dem Geschäftsgebaren klassischer Wissenschaftsverlage vergleichbar ist: Bei deren Subskriptionsmodell wird das Abonnement von Journals bezahlt - ungeachtet der tatsächlichen Nutzung, verfügbar nur innerhalb zahlungswilliger und zahlungsfähiger Einrichtungen und nicht wie im Falle von arXiv weltweit für jedermann.