Deckeneinsturz im "Versuchsendlager" Asse

Ob der Deckeneinsturz auch für einen inhaltlichen Umbruch bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin sorgt, kann dagegen bezweifelt werden.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mitteilt, ist eine Decke zwischen zwei Hohlräumen in dem maroden und absaufenden Bergwerk eingestürzt. Da die Hohlräume bereits mit gemahlenem Salz, so genanntem Salzgrus, verfüllt waren, stürzte die Decke jedoch nicht tief. Zudem befinden sich in den beiden betroffenen Kammern laut BfS keine radioaktiven Abfälle, so dass keine akute Gefahr bestehe. Derzeit werde von Experten geprüft, ob Stabilisierungsmaßnahmen erforderlich sind.

Unterdessen meldet die Nachrichtenagentur DDP, dass der ehemalige Betreiber des Atommüllagers, das Münchener Helmholtz-Zentrum, sich nicht für die Pannen in der Asse in der Verantwortung sieht. Günther Wess, der wissenschaftlich-technische Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums, erklärte vor dem Untersuchungsausschuss zur Asse in Hannover, es sei dort stets nach „bestem Wissen“, dem aktuellen Stand der Technik und unter Beachtung der geltenden Sicherheitsbestimmungen gearbeitet worden.

Dabei wussten laut dem Historiker Detlev Möller die zuständigen Kontrollbehörden, das Bergamt und das Oberbergamt, schon im Jahr 1967, dass aufgrund des hohen Gebirgsdrucks die Kammern der Asse im Laufe der Jahre zusammengedrückt werden. Eine Gefahr für die gesamte Region. Wolfram König, der Präsident des BfS, kann nicht ausschließen, dass der Atommüll aus der Asse das Grundwasser kontaminiert. Für ihn steht fest, dass man sich auf die Atomenergie nie hätte einlassen dürfen.

Von solchen Einsichten ist man bei der Union derzeit noch weit entfernt. Auf den Vorschlag der SPD-Fraktion, das Kernkraftwerk Biblis abzuschalten, reagiert die Umweltministerin der Union, Silke Lautenschläger, ungehalten. Die Sozialdemokraten schürten ungerechtfertigt Angst vor der Kernkraft, so die CDU-Politikerin und forderte eine Verlängerung der Laufzeiten, wenn die Sicherheit der Anlagen gewährleistet sei. Die Sicherheit der Atommülllager erwähnte sie nicht.

Währenddessen wird die Zeit für die Sanierung der Asse immer knapper. Studien des BfS, welche verschiedene Sanierungsmöglichkeiten aufzeigen, gehen bisher von einer Stabilität der Kammern bis 2020 aus. Nach dem heutigen Vorfall müssen sie womöglich neu bewertet werden.