Warum Google kaum Steuern zahlt

Nach einem Bericht von Bloomberg News nutzt der Konzern die "Double Irish"-Methode, um die Gewinne in Steuerparadiese zu transferieren

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Wo es Schlupflöcher gibt, werden diese auch genutzt. Multinationale Konzerne verwenden gerne alle Tricks, um in den reichen Ländern möglichst viel Profit abzuschöpfen, aber möglichst wenig Steuern zu zahlen. Das machen auch Konzerne, die sich zwar nicht als gut, aber zumindest als nicht böse bezeichnen. Nach Bloomberg News hat es Google geschafft, im Vergleich zu anderen Konzernen - die durchaus ähnlich arbeiten -, wie Apple, IBM oder Microsoft, die vermutlich geringsten Steuern zu zahlen.

In den letzten drei Jahren gelang es Google, die Steuerlast um 3,1 Milliarden US-Dollar zu reduzieren, nachdem das US-Finanzamt (IRS) 2006 dem Konzern genehmigt hatte, "geistiges Eigentum" an Tochterunternehmen in Niedrigsteuerländern zu verkaufen, beispielsweise an Google Ireland Holdings, die ihr "effective centre of management" wiederum auf den Bermudas haben. Google Ireland Holdings besitzt überdies das Unternehmen Google Ireland Limited, das weltweit Werbung verkauft, aber praktisch keine versteuerbaren Gewinne macht, weil es Milliarden für Rechte an Google Ireland Holdings zahlt. Wie viele andere Unternehmen auch nutzt der US-amerikanische Suchmaschinenkonzern für seine Profite im Ausland, wohin auch Gewinne in den USA transferiert werden, ein Schlupfloch, das Irland offenbar trotz seiner hohen Staatsverschuldung noch nicht geschlossen hat oder nicht schließen will. So können die Gewinne nach Irland und von dort in die Steuerparadiese transferiert werden, während die Verluste in den USA oder in anderen Ländern mit höheren Steuern bleiben.

Obgleich Irland sowieso nur eine Einkommenssteuer von 12,5 Prozent erhebt - in den USA liegt sie bei 35 Prozent, in Deutschland bei 30 Prozent, in Großbritannien bei 28 Prozent -, ist es durch die "Double-Irish"-Methode möglich, auch dieser Besteuerung weitgehend zu entgehen, indem die Profite über Unternehmensniederlassungen in Irland ganz legal in Steuerparadiese transferiert werden, wo überhaupt keine Unternehmenssteuern erhoben werden. In Irland wird die Steuerlast gedrückt, weil die irische Dependance aufgrund der vom Mutterkonzern in den USA erworbenen Lizenzen Ausgaben hat. So muss der Konzern, der die Gewinne über Irland auf die Bermudas leitet, gerade einmal 2,4 Prozent an Einkommenssteuer bezahlen, während die Staaten, in denen der Konzern seine Gewinne macht, unter riesigen Defiziten leiden. Google konnte durch diese legalen Tricks sein Einkommen um 26 Prozent steigern.

Für Martin A. Sullivan, der früher für das US-Finanzministerium gearbeitet hat, ist diese niedrige Einkommenssteuer erstaunlich: "Wir wissen, dass dieses Unternehmen in der ganzen Welt meist in Hochsteuerländern tätig ist, wo die Unternehmenssteuern durchschnittlich über 20 Prozent liegen." Nach Bloomberg bereitet nun auch Facebook eine ähnliche Steuervermeidungsstrategie wie Google vor, wobei die Gewinne über Irland auf die Cayman Islands transferiert werden sollen.