Schöne Bescherung für RWE

Während die Konzernmutter noch immer ein wenig über den verordneten Ausstieg aus dem Atomgeschäft jammert, der im übrigen sich noch etliche Jahre ziehen wird, macht die Ölsparte prächtige Geschäfte in aller Welt

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Im zurückliegenden Jahr häuften sich auch hierzulande die Versuche, mit allerlei Desinformation Aktionen und Kampagnen die Öffentlichkeit von den Gefahren des Klimawandels abzulenken. Am meisten Wind machte Fritz Vahrenholt, ein ehemaliger Hamburger Umweltsenator und Chemiker, der zwar keinerlei Expertise in Sachen Klimaforschung vorzuweisen hat, aber dennoch nach der Veröffentlichung eines von Fehlern nur so strotzenden Buches im Frühjahr als Experte von den Talkshows und Zeitungsredaktionen herumgereicht wird.

Vahrenholt ist nach seiner Tätigkeit in Hamburg über den Umweg Shell bekanntlich bei RWE gelandet und so liegt es nahe, bei den wirtschaftlichen Interessen seines Brötchengebers nach den Motiven für Vahrenholts spezielles Verhältnis zur Wahrheit zu suchen. Bei Shell war er 1998 übrigens, aber das nur ganz am Rande, eingestiegen, als das Image des Konzerns nach der Aufregung um die Bohrinsel Brent Spar, der Ermordung des nigerianischen Schriftstellers und Umweltaktivisten Ken Saro Wiwa und den desaströsen Umweltverschmutzungen im Nigerdelta so richtig am Boden lag.

Nun denkt man bei dem westdeutschen Energieriesen RWE vor allem an Atomkraftwerke und den Braunkohletagebau im Rheinland, der gegen wachsenden lokalen Widerstand immer weiter ausgedehnt wird. Braunkohle ist billig und mit ihr lässt sich ein gutes Geschäft machen, solange kein Klimaschutz dazwischen funkt. Würde der ernst genommen, müssten hingegen Braunkohlekraftwerke als erstes geschlossen werden, denn ihre spezifischen CO2-Emissionen sind mehr als doppelt so hoch, wie die moderner Gaskraftwerke.

Weniger im Blickfeld der Öffentlichkeit ist, dass RWE sich über seine Tochter RWE Dea AG auch zu einem recht aktiven Ölkonzern entwickelt. Unter anderem wird nordwestlich der Elbmündung im schleswig-holsteinischen Wattenmeer gefördert, einem der produktivsten Ökosysteme der Weltmeere.

Die Sparte ist auf strammen Expansionskurs: Im Frühjahr hieß es im Geschäftsbericht, 2011 seien die Investitionen um 40 Prozent erhöht worden. Gebohrt und gefördert wird unter anderem in Großbritannien, Norwegen, Libyen und Ägypten. Und natürlich vor der deutschen Küste. Auch dort wurde im Ölfeld Mittelplate im Wattenmeer eine neu Bohrung niedergebracht.

RWE gedenkt also auch weiter zum Klimawandel beizutragen, denn das Geschäft lohnt sich. RWE Dea konnte 2011 sein Ergebnis um 83 Prozent auf 558 Millionen Euro steigern. „Gründe für diese erhebliche Ergebnissteigerung sind vor allem die hohen Rohöl- und Gaspreise, aber auch die Erhöhung unserer Produktion“, meinte der Dea-Vorstandsvorsitzende Thomas Rappuhn.