Delfinfleisch immer beliebter

In Drittweltländern kommen die Meeressäuger mittlerweile nicht mehr nur als Beifang auf den Tisch

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In Nordamerika und vielen europäischen Ländern ist Fleisch von Meeressäugern als Nahrungsmittel tabuisiert. In anderen Ländern ist dies nicht notwendigerweise so. Dort nimmt, wie nun Martin Robards und Randy Reeves auf dem International Marine Conservation Congress im kanadischen Victoria darlegten, vor allem der Trend zum Delfinfleisch zu. Verfügbar ist dieses Fleisch unter anderem deshalb, weil Fischer in der Dritten Welt durch finanzielle Hilfen aus der Ersten von Hanfnetzen (die von Delfinen zerrissen werden) auf Kunstfasern umstellten, aus denen sich die Tiere nicht so leicht befreien können.

Anfangs wurde Delfin-Beifang häufig nur als Haiköder verwendet und von ärmeren Fischern selbst verspeist. Dann entdeckten immer mehr Menschen in ärmeren Ländern das dunkelrote und im Geschmack an Wild erinnernde Fleisch als Proteinquelle, was nach Ansicht der beiden Meeresbiologen auch damit zusammenhängt, dass die Fischbestände weltweit abnehmen. In Madagaskar ist das vormals kulturell geächtete Fleisch mittlerweile so beliebt, dass Delfine nicht mehr nur als Beifang auf den Tisch kommen, sondern eigens gejagt werden.

Andere Zentren der Meeressäugerküche sind Robards und Reeves nach Peru, Venezuela, der Golf von Guinea, Sri Lanka, die Solomon-Inseln sowie die entwickelten Industriestaaten Japan und Taiwan. Weil der Fang von Delfinen in den meisten dieser Gegenden nicht reguliert ist und weil sich Delfine relativ langsam vermehren, warnen manche Meeresbiologen bereits vor dem Aussterben. Bisher gelten allerdings nur einige wenige der etwa 40 Delfinarten als gefährdet.

Ein von Brasilien eingeführtes Verbot führte nicht dazu, dass der Fang von Meeressäugern dort zurückging. Delfinschützer versuchen deshalb in Bangla Desh, Einheimische dadurch von der Jagd abzuhalten, dass sie Kindern mit Malbüchern erklären, warum die Tiere keine Fische sind. Inwieweit dieses Vorhaben die Vorstellungen tatsächlich fördern, ist jedoch fraglich: Immerhin isst man auch in Südasien problemlos Schafe, Ziegen und andere Tiere, obwohl sie keine Fische sind.