Träumereien über die Leistungen der Telemedizin

Die australische Regierungschefin Gillard will bei den bevorstehenden Wahlen mit einem Breitbandnetz und Online-Diensten in der Gesundheitsversorgung punkten

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Am nächsten Wochenende finden die Parlamentswahlen in Australien statt. Der jetzt regierenden Labor-Partei werden noch Chancen auf einen, wenn auch äußerst knappen Sieg zugesprochen. Regierungschefin Julia Gillard, erst seit Juni im Amt, nachdem sie Vorgänger Kevin Ruud gestürzt hatte, stellte in einer Rede u.a. ihre Pläne für das Gesundheitssystem vor.

Noch immer seien die Einschnitte in das Gesundheitssystem durch die Konservativen eine Last. Es gäbe zu wenige Ärzte und nicht genügend Pflegepersonal, Engpässe in der Notversorgung und Wartelisten für Operationen. Sollte Labor wieder Regierungspartei werden, verspricht sie weitere Investitionen in das Gesundheitssystem und gleichzeitig eine Reform, um das System auch der älter werdenden Gesellschaft anzupassen.

Dabei setzt sie vor allem auch auf den Ausbau der Breitbandverbindungen durch das von der Laborpartei projektierte National Broadband Network, mit dem 90 Prozent der Haushalte, Schulen und Arbeitsplätze eine Internetverbindung mit 100 Megabit pro Sekunde und die übrigen mit Funknetz- oder Satellitenverbindungen mit einer Geschwindigkeit von 12 Megabit pro Sekunde ausgestattet werden sollen. Das werde nicht nur die Wirtschaft und die Schulen verändern, sondern auch neue medizinische Angebote ermöglichen. Dafür würden 400 Millionen australische Dollar bereit gestellt. Jetzt hätten Landbewohner noch ein dreimal so hohes Risiko wie Stadtbewohner nach einer Krebsdiagnose innerhalb von 5 Jahren zu sterben, weil sie keinen Zugang zu Spezialisten haben.

Ab Juli des nächsten Jahres würden alle Menschen, die auf dem Land oder in Vorstädten leben, in denen es kaum Spezialisten gibt, die Möglichkeit geben, über einen Krankenkassenrabatt über das Internet von der Praxis ihres praktischen Arztes einen Experten zu konsultieren, ohne zu ihm reisen zu müssen. Über Video-Conferencing könne man so auch die Nachbetreuung nach einer Operation durchführen. Ab 2012 sollen diese Möglichkeit alle Menschen haben. Und während man jetzt nur Anrufe mit dem ärztlichen Notdienst machen könne, werde man dies bald auch von Zuhause von Angesicht zu Angesicht machen, wobei sich Julia Gillard richtig überschlägt vor Enthusiasmus:

"Well today friends, I announce that we will be using the power of new technology. So instead of just being on the phone, you can be on broadband. Instead of a voice at the other end of the line, there will be a person in your lounge room, and you will be able to talk to them about that health emergency. At night, from your own home.
I ask you once again to imagine the power of this, in the middle of the night: a child with a rash, in the middle of the night a child with a swelling – you don’t quite know, is it not very much? Is it something really serious? Well imagine, in your own home, being able to show the child with the rash, the child with the swelling, being able to get assistance and help through the power of broadband, through the power of the internet. Being able to get some guidance in that moment when you’re truly anxious, truly anxious and don’t know what to do next."[/b]
Um ein solches Projekt umzusetzen, müssten freilich auch die Computer in den Privatwohnungen mit guten Kameras ausgestattet sein, damit der Arzt überhaupt einigermaßen sehen kann. Dazu werden die Anfragen anschellen, weil man ja bei jeder Kleinigkeit sicherheitshalber gleich mal nachfrägt – und dann zur genaueren Diagnose und zu Behandlung meist doch eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsuchen muss. Aus dem 400-Millionen-Paket sollen 57 Millionen bereit gestellt werden, um Ärzte und Fachärzte für die Online-Dienste zu gewinnen, 50 Millionen, um den Ausbau der ärztlichen Online-Notdienste zu finanzieren, und 35 Millionen, um das medizinische Personal für den Einsatz der Internetdienste auszubilden.