Die Kosten der Antibiotika-Resistenz

Britische Gesundheitsökonomen warnen, dass zu wenig gegen die drohende Antibiotika-Resistenz getan wird, weil deren Folgen unterschätzt würden

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Seit der Entdeckung der Antibiotika war klar, dass die damit bekämpften Bakterien Resistenzen entwickeln. Das war seitdem kein Problem, solange neue Antibiotika entwickelt werden konnten. Nun aber sind nicht nur multiresistente Bakterien entstanden, weil Menschen und Nutztiere mit Antibiotika überschwemmt wurden, sondern es gibt bereits erste Stämme, gegen die sich mit allen verfügbaren Antibiotika nichts ausrichten lässt ( US-Gesundheitsbehörde warnt vor "Alptraumbakterien"). Das ist deswegen eben so problematisch, wie die Gesundheitsökonomen Richard Smith und Joanna Coastweil schreiben, weil in der letzten Zeit kaum neue Antibiotika entwickelt wurden und die existierenden wohl die besten seien, die es gibt.

Im British Medical Journal fragen die Gesundheitsökonomen warum nicht mehr getan wird, um der Gefahr zu begegnen, die eigentlich klar vor Augen liegt. Sie glauben, dass daran der ökonomische Ansatz in der Gesundheitspolitik verantwortlich sei, der Gesundheitsprobleme anhand der wirtschaftlichen Folgen und der Wirksamkeit von Eingriffen bewertet.

Gegenwärtig werde die Resistenz gegenüber Antibiotika als relativ billiges Problem betrachtet, wobei aber bei den Kostenrechnungen nicht berücksichtigt werde, dass die Behandlung mit Antibiotika zur modernen medizinischen Versorgung gehöre und sie routinemäßig bei Operationen, Kaiserschnitten oder Krebstherapien gegeben würden: "Von Geburt bis zum Tod sind Antibiotika zum Schutz der umfassenden Gesundheit der menschlichen Gesellschaften zentral geworden."

Berücksichtigt würde keine Welt, in der es keine wirksamen Antibiotika mehr gibt. Die Kostenberechnungen würden deshalb eine falsche Sicherheit vermitteln. In den USA gingen Schätzungen für fehlende Antibiotika von jährlichen Kosten von 55 Milliarden US-Dollar aus, 20 Milliarden für medizinische Kosten und 35 Milliarden für verlorene Produktivität.

Würde man aber alleine die Folgen bei Hüftgelenkprothesen in Betracht ziehen, dann zeige dies, dass die Kosten viel zu gering veranschlagt würden. Heutzutage würden bei einem Ersatz eines Hüftgelenks nur 0,5-2 Prozent der Patienten Infektionen erleiden - und diejenigen, die infiziert werden, können normalerweise erfolgreich behandelt werden. Bei Operationen werden Antibiotika prophylaktisch verabreicht. Ohne Antibiotika könnte die Infektionsrate auf bis zu 40-50 Prozent ansteigen und bis zu 30 Prozent der Infizierten könnten daran sterben. Bei diesen Risiken würden dann weniger Hüftgelenkprothesen eingebaut werden, was die Schmerzen und die Behinderungen bei den Betroffenen steigern würde. Das sei zwar ein simpler Ansatz, aber aufgrund fehlender Daten und Berechnungen könne dies als Beispiel für die Explosion an Kosten oder für die Unsicherheit aller Vorhersagen dienen.

Die Autoren sagen, dass vermutlich die Kosten der Antiobiotika-Resistenz nie genau berechnet werden können, dennoch müsse man mehr in die Vorsorge investieren, würde man zu lange warten, dann könne es zu spät werden. Das dürfe nicht als Kosten verrechnet, sondern sollte besser als "Versicherung gegen eine Katastrophe" begriffen werden.