27 der weltweit in Bau befindlichen Reaktoren werden in China errichtet

Ein dänischer Bericht über die Situation der Atomenergie kommt zum Schluss, dass sich nach Fukushima kaum etwas geändert habe

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Der Nuklearunfall im japanischen AKW Fukushima hat wie zuvor der in Tschernobyl das Ansehen der Atomenenergie schwer beeinträchtigt. Deutschland hat erneut den schon einmal beschlossenen Ausstieg wieder eingeleitet, auch die Schweiz will aussteigen, in Italien wurde der Bau neuer AKW durch eine Volksabstimmung abgelehnt, in Japan soll zumindest nach dem Willen von Noch-Regierungschef Kan und der Mehrheit der Japaner auch mit dem Ausstieg begonnen werden.

Die Radiologische Forschungsabteilung der TU Dänemark ( Riso DTU), auch Risø National Laboratory for Sustainable Energy, schreibt in ihrem durch Fukushima später erschienenem achten Bericht über die Situation der Atomenergie 2010, man habe diesen nicht fertigstellen können, ohne auf Fukushima einzugehen. Der Unfall habe sich deutlich von Tschernobyl unterschieden. Der Reaktor in Tschernobyl sei sowieso instabil gewesen, es habe entscheidende Irrtümer seitens des Personals und der Konstruktion gegeben, zudem habe er den Sicherheitsanforderungen der westlichen Welt nicht entsprochen: "Mit den Leichtwasserreaktoren in Fukushima sieht aber alles anders aus. Dieser Reaktortyp ist bislang der am meisten verbreitete in der Welt, und niemand hatte damit gerechnet, dass solch ein schwerer Unfall geschehen kann."

Festgestellt wird aber, dass abgesehen von Deutschland, der Schweiz und Italien Fukushima keine fundamentalen Veränderungen in der Atompolitik verursacht habe. In den letzten Jahren habe es so ausgehen, als würde sich die viel gepriesene Renaissance der Atomenergie als Alternative zur Kohle durchsetzen. So habe vor allem China auf Atomenergie gesetzt. Von den weltweit im Bau befindlichen 64 AKW werden 27 in China errichtet. In Russland werden nach dem Bericht 11 AKW gebaut, in Indien und Südkorea jeweils 5, in Taiwan, Japan 2 (?), der Slowakei, Bulgarien und der Ukraine jeweils 2, in Frankreich, Finnland, den USA, Iran, Brasilien und Argentinien jeweils eines. Das sieht, abgesehen von China, Russland, Südkorea und Indien. Die Zählung der in Bau befindlichen Reaktoren scheint allerdings nicht ganz einfach zu sein.

Die World Nuclear Association kommt beispielsweise nur auf 62 und geht davon aus, dass in China 26 gebaut werden, in Indien 6 oder in Russland 10. Der in den USA in Bau befindliche Reaktor Watts Bar in Tennessee hätte eigentlich 2012 in Betrieb genommen werden sollen, das wurde aber u.a. wegen neuer Sicherheitsprüfungen auf 2013 verschoben. Im Grunde handelt es sich nur um einen Weiterbau des Reaktors, dessen Bau 1973 begonnen und 1988 eingestellt worden war, als er bereits zu 80 Prozent fertig war. Der russische Atomkonzern Rosatom meldet, vermutlich in Nigeria nach dem Zustandekommen eines bilateralen Abkommens das zweite AKW in Afrika zu bauen, das erste war 1984 in Südafrika gebaut worden. Nigeria. Das Land besitzt 7 Prozent der weltweiten Uran-Reserven. Bislang sei hier Frankreich tonangebend gewesen, das soll sich offenbar ändern.