Spanien: AKWs sorgen für Abschaltung von Windrädern

Der Windstrom wird zum Opfer der Wirtschaftskrise und eines inflexiblen Atomstromangebots.

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Dass die Wirtschaftskrise in Spanien das Land endlich den Klimaschutzzielen von Kioto näher bringt, hatte Telepolis kürzlich berichtet. Doch die fallende Stromnachfrage, nach Angaben der Netzbetreiber waren es im April 13,4 % weniger als im Vorjahreszeitraum, schadet vor allem den Windparks. Denn die werden, wenn es zu einer Überversorgung kommt, schlicht abgeschaltet.

Nach Angaben von José María González Vélez, Präsident der spanischen Vereinigung der Produzenten Erneuerbarer Energien ( APPA), hängt das damit zusammen, dass sie schnell ab- und zugeschaltet werden können. Vor allem in der Nacht werden Windparks vom Netz getrennt, wenn die Nachfrage gering ist. Somit wird ausgerechnet der Windstrom zum Opfer von veralteten Dinosaurier-Techniken, weil das Herunterfahren eines Kohlekraft- oder eines Atomkraftwerks zu aufwändig ist. "Wenn der Wind weht, werden die Windanlagen zuerst abgeschaltet, weil die Atomkraftwerke stets 24 Stunden täglich am Netz sind und sich nicht an das Stromnetz anpassen lassen", sagte der APPA-Präsident der Tageszeitung El Mundo.

Damit tritt die APPA in die Diskussion um die Abschaltung des Schrottreaktors Garoña ein, dessen Betriebsgenehmigung im Juli ausläuft. Anfang Juni muss der Kontrollrat (CSN) eine Empfehlung zum Antrag auf eine Laufzeitverlängerung der Betreiber abgeben und dann muss die Regierung vor dem 5. Juli entscheiden, ob sie am versprochenen Atomausstieg festhält. Die Sozialisten hatten mit dem Versprechen 2004 und 2008 die Wahlen gewonnen, ohne dass sie bisher etwas in diese Richtung unternommen hätte. Werden die 466 Megawatt definitiv vom Netz genommen, müssten weniger Windanlagen abgeschaltet werden. Wird die Lizenz verlängert, könnte in Spanien 2009 wieder mehr Strom in pannengeplagten Atomkraftwerken als über Erneuerbare Energien produziert werden, weil Windstrom ständig abgeschaltet wird.

Doch innerhalb der Sozialisten (PSOE) macht sich nun der Think Tank Fundación Ideas für die Abschaltung von Garoña stark. Die "Stiftung Ideen" geht noch weit darüber hinaus und fordert die sukzessive Abschaltung aller Atomkraftwerke. Die Studie mit dem Namen Ein neues Energiemodell für Spanien plädiert für eine Energieerzeugung, die im Jahr 2050 zu 100 % aus Erneuerbaren Energien bestritten werden soll. Damit würden zwischen 300.000 und 1.200.000 neue Stellen geschaffen. Die Stiftung fordert, ihr neues Energiemodell müsse ein wesentlicher Bestandteil des von der sozialistischen Regierung angekündigten Gesetzes für eine nachhaltige Ökonomie sein.