USA erwägen Aufstockung der Spezialeinheiten in Afghanistan

Von einem Ende der Kampfeinsätze im nächsten Jahr ist nicht mehr die Rede. Laut Zeitungsbericht geht es um eine strategische Umorientierung

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Die Ankündigung des neuen US-Verteidigungsministers und vormaligen CIA-Chefs Leon E. Panetta, wonach die USA ihre Truppen schon Mitte nächsten Jahres aus Afghanistan – und damit ein Jahr früher als vorgesehen - abziehen wollen, hatte vergangene Woche aufhorchen lassen. Manche hatten die Nachricht so interpretiert, dass die USA den Kampfeinsatz in Afghanistan 2013 auslaufen lassen würden. Das Missverständnis wurde rasch korrigiert.

Genauer besehen, so ist neueren Meldungen zu entnehmen, geht es um einen strategischen Wechsel. Der Schwerpunkt des US-Einsatzes in Afghanistan soll künftig auf Special-Forces-Einsätzen liegen.

Bislang sind etwa 90.000 US-Soldaten in Afghanistan. 22.000 sollen noch in diesem Jahr abgezogen werden. Wann und wieviele der restlichen 68.000 in die USA heimkehren, dafür gebe es noch keine konkreten, offiziell verlautbarte Pläne, bekannt sei nur, dass es in der Regierung Stimmen gebe, die für einen Truppenabbau im Sommer nächsten Jahres plädieren, schreibt die New York Times.

Quellen innerhalb der Regierung würden davon berichten, dass man beabsichtige, die konventionellen Einheiten der Kampftruppen in Afghanistan abzubauen und dies mit einer Konzentration auf den Einsatz von Elite-Einheiten zu kompensieren - möglicherweise sei dies sogar mit einer Aufstockung dieser Truppen verbunden.

Namentlich erwähnt werden in diesem Zusammenhang die Green Berets. Sie sollen einerseits eine Anzahl unterschiedlicher afghanischer Sicherheitseinheiten ausbilden und anderseits unter dem Dach der Special Operations forces Operationen weiterführen, um Kommandeure des Widerstands „aufzuspüren, zu jagen und zu töten“. Das „Säubern“ größerer Gebiete, das Halten bereits eroberter Dörfer und Städte sollen künftig die afghanischen Einheiten übernehmen.

Die Afghanistan-Strategie setzt, so die Pläne Wirklichkeit werden, demnach verstärkt auf gezielte Aktionen von Spezialeinheiten, um der Kommandoebene des Gegners empfindliche Schäden zuzufügen, ohne dabei selbst größere Verluste zu riskieren, die in der amerikanischen Öffentlichkeit für bad news sorgen. Der Einsatz der Spezialtruppen passt damit gut in die Kriegsführung durch Drohnen. Die Bevölkerung in Afghanistan dürfte dem mit einigem Schrecken entgegensehen. Die sogenannten „Raids“ zählen vor allem in der nächtlich durchgeführten Variante zu den „Begleiterscheinungen“ der Besatzung, die zwar offiziell zum Schutz und zur Sicherheit der Bevölkerung durchgeführt werden, von dieser aber gefürchtet sind.

Bei entsprechenden Umfragen erscheinen die nächtlichen Durchsuchungen regelmäßig auf den vorderen Plätzen, wenn es um Antworten auf die Frage geht, was die Bevölkerung an der Besatzung besonders schlimm empfindet. Laut Präsident Karsai, der das Thema auch jüngst zur Sprache brachte, stellen die nächtlichen Razzien "ein schwerwiegendes Problem" dar.

Dass die Drohnenangriffe immer wieder zivile Opfer fordern, ist bekannt.

Als weiteres Motiv für das Verbleiben amerikanischer Kampftruppen in Afghanistan („thousands of American Special Operations forces remain“) wird der Abzug der Truppen aus dem Irak genannt, der eine prekäre Sicherheitslage zur Folge hatte, ins Spiel gebracht. Obama wolle sich im Wahlkampf keine Blöße geben und Kritikern aus dem republikanischen Lager, die ihm voreiliges Handeln vorwerfen können, den Wind aus den Segeln nehmen.