Ruheraum für Fische

Windenergie expandiert munter weiter und auf See scheint sie einen ungeahnten aber willkommenen Nebeneffekt zu haben

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Gestern wurde der globale Tag der Windenergie begangen. Der Bundesverband Windenergie (BWE) berichtet von Veranstaltungen in immerhin über 35 Ländern. Hierzulande liefen bei diversen Public-Viewing-Großveranstaltungen Werbetrailer für die umweltfreundliche Energieform.

Weltweit hat die Wind-Branche von der Wirtschaftskrise bisher nicht viel zu spüren bekommen. Im vergangenen Jahr wurden Windenergieanlagen mit einer Leistung von fast 37.500 Megawatt (MW) neu installiert, deutlich mehr als noch ein Jahr zuvor. Rund um den Globus drehen sich inzwischen Windräder mit einer Leistung von rund 158.000 MW. Für den hiesigen Markt geht der BWE weiter von stabilem Wachstum aus, wobei in den nächsten Jahren voraussichtlich das Auswechseln alter Anlagen durch wesentlich leistungsstärkere neue eine zunehmende Rolle spielen wird. Dadurch wird bei gesteigerter Leistung der "Landschaftsverbrauch" deutlich gemindert, weil nicht mehr so viele Anlagen an einem Ort stehen werden. Bis 2020 rechnet der BWE mit einer installierten Leistung von 45.000 MW an Land und 10.000 MW auf hoher See, womit 25 Prozent des Strombedarfs abgedeckt werden könne.

Schon etwas älter aber in diesem Zusammenhang sehr interessant ist eine Studie aus Schweden, die die Auswirkung von Offshore-Windparks auf die marine Tier- und Pflanzenwelt untersucht hat. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Fundamente der Anlagen für viele Arten sehr reizvoll sind. Insbesondere wenn in etwaige Betonfundamente Löcher gebohrt würden, oder wenn die Fundamente mit Felsbrocken gesichert würden, entstünden dadurch künstliche Riffe, die von vielen Lebewesen angenommen werden. Der Meeresboden in der Nähe der Anlagen weise größere Populationen von Bodenfischen auf. Eine gewisse Rolle spielt offenbar auch, dass in unmittelbarer Nähe zu den Anlagen nicht oder nicht so intensiv gefischt werden kann. Wer weiß, vielleicht könnten ja die zahlreichen Windparks, die in den nächsten Jahren in der Nordsee entstehen werden, für die dortigen Fischbestände den dringend benötigten Ruheraum schaffen.