Google Chrome überholt die Konkurrenz

Dank neuer JavaScript-Engine legt der Browser-Neuling auf Anhieb Bestzeiten bei Benchmarks und bei Ladetests mit hoher Bandbreite vor.

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Von
  • Herbert Braun

Nachdem sich für die aktuelle c't 19/08 sieben Browser plus ein mit Plug-ins und Erweiterungen versehener Firefox 3 einem ausführlichen Geschwindigkeit- und Leistungstest stellen mussten, haben wir jetzt den gestern veröffentlichten Browser Google Chrome Beta auf gleiche Weise vermessen.

Wie zuvor andere Browser-Hersteller behaupteten auch die Entwickler von Google, dass ihr Produkt von allen das schnellste ist – eine Behauptung, die der gleichzeitig veröffentlichte JavaScript-Benchmark überzeugend zu belegen scheint. Lässt man sich auf die fragwürdige Skalierung des Google-Benchmarks ein (wie es manche Medien getan haben), scheint es, als würde Chrome in Sachen Geschwindigkeit in einer völlig anderen Liga spielen als der Rest des Feldes.

Das ist natürlich übertrieben - tatsächlich jedoch legt die von Google komplett neu entwickelte, quelloffene JavaScript-Engine V8 eine derzeit konkurrenzlose Geschwindigkeit vor. Hatte etwa bei der renommierten Sunspider-Testsuite eben erst die Entwicklerversion von Safari 4 eine sensationelle Bestmarke vorgelegt, so durchlief Chrome diesen Test in gut zwei Dritteln der Zeit.

Auch bei den Schleifen-Tests setzte sich der Neuling an die Spitze. Weniger sensationell, aber immer noch sehr gut agierte Chrome bei Manipulationen des Dokumentenbaums: Hier behielten Safari und Opera die Nase knapp vorn, Chrome überholte aber immer noch Firefox und Internet Explorer.

Bei den Ladetests (ohne Proxy) konnte Chrome ähnlich wie zuvor Safari einen kleinen Teil seiner JavaScript-Überlegenheit in die Messergebnisse bei hoher Bandbreite hinüberretten und setzte sich an die Spitze. Wie Safari kann Chrome aber nicht gut mit niedriger Bandbreite umgehen; bei simulierter ISDN-Verbindung reicht es sogar nur zum letzten Platz hinter Safari 4.

Ansonsten schlug sich Chrome auch in allen anderen Disziplinen ausgezeichnet – bei der Startzeit, beim progressiven Rendern einer komplexen Seite und bei der Geschwindigkeit der History-Funktion platzierte sich der Browser in der Spitzengruppe. Überraschenderweise hält sich auch der RAM-Verbrauch in Grenzen: Obwohl Chrome jeden geöffneten Reiter als eigenen Prozess startet (wie auf der Browser-internen Seite about:memory schön ersichtlich) und dadurch ein gewisser Overhead zustandekommt, benötigte er weniger Speicher als Safari, Opera und Internet Explorer. Detaillierte Messergebnisse veröffentlichen wir in der kommenden c't-Ausgabe 20/08.

Die Unterstützung von Webstandards gehört nicht zum Test, bereitet aber dank der verbauten WebKit-Engine wenig Sorgen; die Kombination mit Gears könnte mittelfristig Online-Anwendungen zusätzlichen Schub verleihen. Auch die Bedienoberfläche, die das Beste aus Opera und Internet Explorer mit Google-typischer Schlichtheit und ausgesuchten Innovationen kombiniert, scheint den meisten Anwendern zuzusagen. Ein Problem sind aber die Sicherheitslücken und noch viel mehr die Bedenken in Sachen Datenschutz, die durch die schwammig formulierten Nutzungsbedingungen sicher nicht ausgeräumt werden.

Siehe dazu auch:

  • Surf-Triathlon, Geschwindigkeit und Speicherverbrauch aktueller Browser, c't 19/08, S. 182

(heb)