Ausbeutung der Leiharbeiter, Leiharbeit als Mittel zum Lohndumping

Nach einer DGB-Studie verdienen Leiharbeiter fast die Hälfte weniger als normal Beschäftigte, 13 Prozent sind zusätzlich auf Hartz IV angewiesen

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Nach einer Auswertung der Entgeltstatistik der BA, die der DGB heute veröffentlicht hat, ist Leiharbeit für die Unternehmen zur bequemen Möglichkeit geworden, Dumpinglöhne zu zahlen. Viele Leiharbeiter verdienen gar so wenig, dass sie zum Leben auf Hartz IV angewiesen sind. Berücksichtigt wurden bei der Auswertung nicht allein die gezahlten Stundenlöhne, sondern alle Bruttoverdienste, also auch Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.

Das mittlere Bruttomonatsgehalt von Leiharbeitskräften, die vollbeschäftigt und sozialversichert sind, lag 2009 in den westlichen Bundesländern gerade einmal bei 1.456 Euro, in den östlichen Bundesländern sowie in Berlin sogar bei nur 1.224 Euro. 10,5 Prozent verdienen sogar unter 1.000 Euro, in den östlichen Bundesländern liegt dieser Anteil bei 21 Prozent. Während 71,7 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in regulären Jobs über 2.000 Euro Brutto verdienen, sind dies bei den Leiharbeitskräften nur 19,1 Prozent. Der Großteil verdient zwischen 1.000 und 1.600 Euro.

Das mittlere Bruttoeinkommen aller Vollzeitbeschäftigten, also einschließlich der Leiharbeitskräfte lag 2009 bei 2.805 Euro. Damit verdienen Leiharbeiter bei gleicher Arbeitszeit 48,1 Prozent weniger. 60 Prozent von diesen haben einen Berufsabschluss. Das Monatsengelt für alle Vollzeitangestellten ist von 2008 auf 2009 leicht gestiegen, das von Lohnarbeitern hingegen ist gesunken, so dass der sowieso schon große Abstand noch vergrößert hat.

Das Gefälle zeigt sich auch daran, dass 13,1 Prozent der Leiharbeiter in sozialversicherten Vollzeit- und Teilzeitjobs zwar Sozialabgaben zahlen, aber nicht vom Entgelt leben können und zusätzlich auf Hartz IV angewiesen. Bei allen sozialversichert Beschäftigten sind es hingegen "nur" 2,7 Prozent. "Das Verarmungsrisiko der erwerbstätigen Leiharbeitskräfte ist", so der DGB, "damit vier bis fünf Mal größer als in der Gesamtwirtschaft. In keiner anderen Branche ist das Risiko der Hartz IV-Bedürftigkeit so groß wie im Verleihgewerbe."

Für den DGB hat das System der Leiharbeit für Arbeitgeber vor allem den Zweck des Lohndumpings, bei dem nicht nur der Bruttostundenverdienst eine Rolle spielt, da zudem "über Arbeitszeitregelungen, niedrige Entlohnung, bzw. unbezahlte Nichteinsatzzeiten, Nichtzahlung von Überstundenzuschlägen oder die Anrechnung von Auslösung" die Löhne gedrückt werden können. Für den DGB liegt die Lösung bekanntlich in dem Prinzip, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt werden muss.