Gerechtigkeit statt neue Wachstumsideologie

Kritik an der Verheißung der "Green Economy" - sie gefährdet die bisherigen Fortschritte im Umwelt- und Klimaschutz

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Kurz vor dem Start der Rio+20 Klima- und Entwicklungshilfekonferenz der UNEP (United Nations Environment Programme) kritisiert das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dass das dort als Lösung aller Probleme verheißene Green Economy-Modell nicht aufgehen und die Weiterführung einer Wachstumsideologie im neuen Gewand vielmehr auch die bisherigen Erfolge im Klimaschutz wieder zunichte machen werde.

Der Umstieg auf etwas mehr Erneuerbare Energien und mehr Effizienz bei der Nutzung der fossilen Energieträger und Rohstoffe würden nicht ausreichen. Denn die Gewinnung und Verfeuerung auch der letzten im Boden lagernden Energieträger werde nicht verhindert und statt dessen immer schmutziger. Auch das von der IEA beschworene "goldene Zeitalter" der saubereren Erdgasnutzung führt auch nach ihren eigenen Berechnung noch zu einer Klimaerwärmung von 3,5° bis 2100.

Ottmar Edenhofer vom PIK fordert stattdessen:

"Wir müssen die Illusion zerstören, dass ein paar Aktionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien auf nationaler Ebene ausreichen würden, um am Ende die Emissionen im erforderlichen Umfang reduzieren zu können."

Ein großes Problem sei daran auch, dass das neue Wachstumsversprechen jetzt als Ersatz für die Klimapolitik diskutiert wird. Großbritannien entwickelt zur Zeit z.B. ein Einspeisegesetz, dass auch moderneren Fossilkraftwerken eine Einspeisevergütung gewähren soll, weil sie ja relativ weniger CO2 produzieren.

Auch übertragen auf die globale Perspektive der Entwicklungspolitik kann unbegrenztes Wachstum mit nur etwas mehr Effizienz nicht funktionieren. Edenhofer schlägt vor, die Emissionen zu begrenzen, in dem jetzt Eigentumsrechte an der Atmosphäre juristisch festgelegt werden z.B. über eine CO2-Steuer. Länder, die mehr CO2 ausstoßen als ihnen nach ihrem Anteil an der Atmosphäre zusteht, müssten dann ihre Emissionen begrenzen oder an Länder mit wenig Emissionen für die Nutzung zahlen.