Zertifizierung für Biokraftstoffe wird konkret

Biomasse als Energieträger ist zwar regenerativ, aber ob sie nachhaltig oder gar umweltverträglich ist, das ist mehr als umstritten.

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Biomasse als Energieträger ist zwar regenerativ, aber ob sie nachhaltig oder gar umweltverträglich ist, das ist mehr als umstritten. Umwelt- und Klimaschützer stehen vor einem Zwiespalt: soll Biomasse als Energieträger gefördert werden, um dazu beizutragen fossile Energiträger zu ersetzen oder ist Biomasse selbst ein noch schlimmeres Übel. Neben den bekannten Nachteilen von großflächig angebauten Monokulturen, wie Verringerung der Artenvielfalt, Freisetzung von Methan und Lachgas, Pestizideinsatz, Bodenverdichtung etc. kommen bei importierten Energiepflanzen noch die Zerstörung der letzten Regenwälder, die Verdrängung der lokal ansässigen Bevölkerung und mit den Anbauwüsten auch eine zunehmende Ausbreitung genmanipulierter Pflanzensorten einher.

Um dennoch bestimmte Standards für importierte Bioenergie zu setzen startet jetzt ein zweijähriges Pilotprojekt, entwickelt vom meó und gefördert vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Es soll überprüft werden ob die Zertifizierung von Biokraftstoffen und Biomasse praktikabel ist. Hersteller müssen im Projektverbund Herkunfts- und Herstellungsketten und so die Einhaltung der Anforderungen an eine nachhaltige Produktion nachweisen. Neben der EU sind mit Argentinien, Brasilien, Indonesien und Malaysia auch wichtige Rohstoffproduzenten in den Praxistest eingebunden. Es sollen verschiedene Zertifizierungsmethoden und Überwachungs ("Monitoring")-instrumente validiert werden und ein Metasystems zur Integration anderer Zertifizierungsansätze erprobt werden.

"Das Projekt ist der zurzeit wohl am weitesten gediehene und konkreteste Ansatz zum Nachweis der Erfüllung von Nachhaltigkeitsanforderungen. Zugleich ist es sehr umfassend: Es bezieht nicht nur die meisten großen Anbau- und Handelsländer mit ein, sondern deckt mit Soja, Zuckerrohr, Ölpalmen, Mais, Raps, Weizen und Zuckerrüben auch alle wichtigen Rohstoffe ab," so Andreas Schütte von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, die das Vorhaben als Projektträger des BMELV betreut.

Wichtig ist außerdem Nachhaltigkeitsanforderungen nicht nur im Biokraftstoffbereich sondern für die gesamte Agrarrohstoffe verarbeitende Industrie zu stellen, sonst kommt es lediglich zu einer Verschiebung der Probleme. Biokraftstoffe wären dann zwar nachhaltiger, aber die Lebensmittelproduktion ließe weiter Regenwälder roden.

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Abholzung im brasilianischen Regenwald. Bild: Greenpeace