Deutschland ist verantwortlich für Atommüll aus DDR-Forschungsanlage

Über 900 Brennelemente aus dem Forschungsreaktor Rossendorf will die Bundesregierung nach Russland bringen, Greenpeace findet das verantwortungslos

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Deutschland will Atommüll nach Russland exportieren. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat im Juli die von der Nuclear Cargo + Service (NCS) beantragte Beförderung von Brennelementen aus dem Zwischenlager Ahaus nach Russland in die Wiederaufarbeitungsanlage Majak genehmigt. Es handelt sich um 951 Brennelementen in 18 Castor-Behältern.

Die Brennelemente, so das Bundesamt, stammen ursprünglich aus Russland und wurden im mittlerweile stillgelegten DDR-Forschungsreaktor Rossendorf verwendet. Das Bundesamt beruft sich auf auf Grundlage das zwischen den USA, Russland und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vereinbarte Russian Research Reactor Fuel Return-Programms nach Russland. Das gibt es allerdings bereits seit 1999, so dass die Frage entsteht, warum die Brennstäbe erst 2005 nach Ahaus überführt wurden, um jetzt erst nach Russland abgeschoben zu werden.

Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer sagte allerdings dem Deutschlandfunk, dass Deutschland auch weiterhin für den Atommüll verantwortlich ist, auch wenn er in DDR-Zeiten in der Kernforschungsanlage Rossendorf entstanden ist. Überdies sei es unverantwortlich, den Atommüll nach Russland zu schicken, schließlich gebe es auch dort kein Endlager, Majak sei nur eine Wiederaufbereitungsanlage und diene als Zwischenlager. Münchmeyer erinnert daran, dass in Majak 1957 nicht nur der zweitgrößte Atomunfall nach Tschernobyl geschehen ist, sondern auch durch weitere Unfälle die Umwelt belastet wurde. Es wurde auch radioaktives Wasser in Flüsse geleitet. Und auf die Wiederaufbereitung sei hoch problematisch:

"Das sind genau diese Anlagen, die wir ja auch aus Sellafield und aus La Hague kennen, das sind die drei Anlagen weltweit, die eben dieses hochgefährliche und dreckige Verfahren anwenden, in Säurebädern abgebrannte Brennelemente aufzulösen, um Plutonium und Uran herauszuziehen und den Rest, die riesigen flüssigen Mengen, dann irgendwie irgendwo zu verwahren. Das heißt, das Problem liegt nicht nur in der russischen Handhabung, die sicher zu wünschen übrig lässt, sondern eben auch in dem Verfahren als solchem. Aus diesem Grunde ist in Deutschland ja eine Wiederaufarbeitungsanlage ja auch gestoppt worden unter Protesten, nämlich Stichwort Wackersdorf, aus denselben Gründen gibt es selbst in den USA, was ja weiß Gott ein Atomland ist, keine Wiederaufarbeitungsanlage. Das war ein Beschluss von Jimmy Carter in den 80er Jahren, dass die USA diesen Weg nicht gehen würde."

Dazu kämen erhebliche Sicherheitsrisiken beim langen Transport durch Russland, aber etwa auch durch mögliche Terroranschläge: "Wir weisen in Deutschland oft darauf hin, dass es Terror-Risiken gibt und die Möglichkeiten von Anschlägen auf Nuklearanlagen, Atomkraftwerke, aber auch Zwischenlager. In Russland ist diese Gefahr natürlich noch viel, viel potenzierter." Aus all diesen Gründen, so Münchmeyer sei es unverantwortlich, den den in Deutschland entstandenen Atommüll nach Russland zu bringen, da er trotz fehlendem Endlager hier sicherer gelagert werden könnte.