2 Jahre Atomausstieg - Deutschland bleibt weiter netto Stromexporteur

Mehr Stromaustausch und flexiblere Strommärkte günstig für erneuerbare Energien

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Greenpeace und das Öko-Institut haben nach der Abschaltung der ersten acht Atomkraftwerke vor zwei Jahren eine Zwischenbilanz gezogen. Kritiker des Atomausstiegs prognostizierten, dass Deutschland im Zuge des Atomausstiegs und der Umstellung auf Stromerzeugung mit Erneuerbaren vom netto Stromexporteur zum -importeur werde. Und nach der Abschaltung der eigenen Atomkraftwerke auf Strom aus AKW von jenseits der Grenzen angewiesen sein werde. Doch die Analyse der Stromflüsse zeigt, dass Deutschland nicht mehr Atomstrom importiert.

Im Jahr 2012 habe Frankreich sogar weniger Strom nach Deutschland exportiert als noch vor dem Atomausstieg. Und der Stromimportsaldo mit Tschechien sei gleich geblieben. Nach Frankreich liefere Deutschland weiterhin mehr Strom als es importiere und gerade beim Spitzenstrombedarf importiere Frankreich aus Deutschland. Dazu komme, dass ein Teil des französischen Strom Transitlieferungen in die Schweiz seien. Jedoch habe der Stromaustausch insgesamt zugenommen weil der europäische Strommarkt flexibler geworden sei und sich umstelle von einer Versorgung aus monolithischen Großkraftwerke, deren Überschuss nachts in Nachtspeicherheizungen und als billigen Industriestrom verbraucht werden musste, hin zu einem angebots- und bedarfsorientierten Austausch von Strom - auch über Grenzen hinweg. Im Ergebnis sei dieser Mehraustausch ein Ergebnis der Optimierung am europäischen Strommarkt.

Die Analyse ergab, dass Deutschland übers Jahr weiter Nettoexporteur geblieben ist, aber vor allem im Sommer, wenn der Bedarf geringer ist, mehr Strom im Ausland kauft. Denn besonders für die französischen AKW-Betreiber sei es dann rentabler ihren Überschussstrom billig anzubieten anstatt die AKWs zu drosseln. Insgesamt weist das Ökoinstitut darauf hin, dass die reine Betrachtung der Import und Export kein geeigneter Indikator dafür ist, wie es um die Versorgungssicherheit in Deutschland gestellt ist. Der intensiver gewordene Stromhandelsmarkt sei aber für die erneuerbare Energien von Vorteil, denn er könne auch auf schwankende Angebote bei Wind- und Solarstrom besser reagieren.

Frankreichs direkter Nachbar Baden-Württemberg mag sich nicht auf französische Atomkraftwerke verlassen und hat nach den Engpässen bei Gas- und in der Folge Stromlieferungen im letzten Winter seine Versorgung jetzt besser organisiert. In der Kälteperiode Anfang 2012 war 30 Prozent weniger Gas aus Russland nach Süddeutschland geliefert worden und dadurch die bereits eingetretene Abhängigkeit von der Gasversorgung auch für die Stromversorgung deutlich geworden. Allerdings liefen zur gleichen Zeit auch die Exporte nach Frankreich weiter, da dort Heizstrom fehlte.

Für diesen Winter wurde in Baden-Württemberg deshalb die Reservehaltung von 1.700 MW auf 2.600 MW erhöht, indem der Vertrag mit dem Block GKN3 in Mannheim von einem unterbrechbaren Vertrag in einen nicht unterbrechbaren umgestellt wurde. Um die Gasversorgung dafür in jedem Fall zu sichern wurden Verträge mit großen industriellen Gaskunden abgeschlossen. Sie bekommen Erdgas nun zeitweise billiger, wenn sie sich verpflichten in Engpasszeiten eine Drosselung der Versorgung zu akzeptieren. Außerdem wurde ein Handlungsleitfaden erarbeitet um die Kommunikation zwischen Fern- und Verteilnetzbetreibern zu verbessern.