Feste, Jungs, macht nur weiter so

Außer Kontrolle

Manchmal gibt es auch gute Nachrichten. Heute: Rekordwerte bei den Beschäftigungszahlen

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Der Frühling ist da, die Krokusse zeigen ihre gelben und blauen Köpfchen und auch beim Bund der Deutschen Arbeitgeberverbände zeigen sich Frühlingsgefühle ob der sonnigen Situation bei den Beschäftigungsverhältnissen. Für Hundstage reicht es noch nicht, aber wenigstens die Hundtstage scheinen angebrochen, wenn der Präsident des BDA, Dieter Hundt, die Parole "Feste Jungs, macht nur weiter so" in wohlfeile Worte kleidet.

Die Regierung sei auf einem guten Weg, "und diesen sollten wir jetzt unbedingt fortsetzen und nicht eine Diskussion über prekäre Beschäftigungsverhältnisse führen. Dies alles geht nur zu Lasten der Geringqualifizierten, der Langzeitarbeitslosen und der Jugendlichen. Und gerade die haben wir im Verlauf der letzten Jahre in Arbeit gebracht", so lautet die frohe Kunde des Tages. Fast meint man, die Meisen fröhlich ein "Arbeit, Arbeit über alles" tirilieren zu hören, zwitschernd und zirpernd die paar muffelig von Ausbeutung, Zwang durch die ArGen und Unternehmenssubventionen durch ergänzendes ALG II knarzenden Stare und von der Unsicherheit und den auch psychischen Folgen der prekären Arbeitsverhältnisse krächzenden Raben übertönend.

"Ich akzeptiere, dass es schwarze Schafe gibt. Die gibt es, bedauerlicher Weise, überall. Aber wir sollten nicht aus Einzelfällen auf die generelle Situation schließen und damit die positive Entwicklung der Beschäftigung in Deutschland, auch der Gering- und Nicht-Qualifizierten, in Frage stellen bzw. für die Zukunft gefährden",singt Dieter Hundt weiter das Hohelied der Hauptsache Beschäftigung, bricht eine minderbezahlte Lanze für die armen Geringqualifizierten und Langzeitarbeitslosen, die sich dank Minijob und Miniverdienst wieder in die fröhliche Schar der Beschäftigten einreihen durften.

Was ist schon das deprimierende Gefühl der Arbeitslosigkeit, verglichen mit dem wunderbaren, aufrichtenden und der Wellness zuträglichen Gefühl, gebraucht zu werden, und sei es auch nur für den Job, den man einst doch für ein Vielfaches des Gehaltes ausgeübt hatte, bevor der Arbeitgeber oder die Gemeinde die klamme Kasse und die daraus resultierenden Kürzungen bei den Beschäftigungsverhältnissen als alternativlos darstellten, während sie später dank der wunderbaren Idee der 1-Euro-Jobs ihre alteingesessene Schar der Beschäftigten wieder in die Arme schließen konnten, während die Hände gierig nach den Zusatzleistungen griffen, die ihnen wegen dieser barmherzigen Geste gewährt wurden?

Ja, der Frühling ist da, die Minijobs und Schein-Werkverträge sprießen aus dem Boden und nur noch ein Hauch von Wehmut liegt über der sonnigen Rekordwertelandschaft, wenn der Geist der fair bezahlten Arbeit mit seinen Ketten rasselt, die nunmehr dringend dafür benötigt werden, die Geringqualifizierten, Langzeitarbeitslosen und Jugendlichen, die wie die Märzkaninchen von prekärem Job zu prekärem Job hüpfen, noch enger an den Gedanken "Hauptsache Arbeit" zu fesseln. Noch ist es ein wenig kühl in Deutschland, doch wie wir an Dieter Hundt sehen können, nimmt die (soziale) Wärme wieder zu.