Obama als Muslim und schlechter Politiker

Immer weniger Amerikaner halten den Präsidenten für einen Christen. Vor allem unter den Republikanern wächst die Zahl jener, die an den Muslim in Obama glauben wollen.

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Fast jeder fünfte Amerikaner ist der Auffassung, Barack Obama sei ein Muslim. 18 Prozent von 3000 repräsentativ ausgesuchten Amerikanern beantworteten die Frage, ob sie wüssten, welcher Religion Obama angehöre - ob er Christ sei, Jude, Muslim, Buddist, Hindu, Atheist oder Agnostiker? - falsch. Mit den Einlassungen des Präsidenten zum aktuell hoch angereicherten Streit über das islamische Zentrum in der Nähe des Ground Zero habe das nichts zu tun, betont das Pew Research Center, die Umfrage wurde zuvor durchgeführt.

Im März 2009 wussten die Amerikaner noch besser Bescheid. Da wusste beinahe die Hälfte, 48 Prozent, dass er Christ ist. Jetzt ist das nur mehr ein gutes Drittel (34%). Und nur gut jeder Zehnte (11 Prozent) dachte, dass ihr Präsident Muslim ist. In etwa so viele (12%) dachten dies auch kurz vor der Wahl 2008, als noch viel mehr von "Barack Hussein Obama" die Rede war - Obama selbst räumte einmal während eines Israelbesuchs im Juli dieses Jahres ein, dass sein Mittelname durchaus politische Wirkung habe: Israelis suspicious of me because my middle name is Hussein.

An dem Mittelname, der offensichtlich zu mancherlei irrtümlichen Annahmen anstiftet, dürfte die Fehleinschätzung der Amerikaner, was Obama Konfession angeht, aber nicht liegen, denn Hussein taucht als Bestandteil des Präsidentennamens kaum mehr in großen US-Publikationen auf. Dass immer weniger Amerikaner - von 51 Prozent im Oktober 2008 auf 34 Prozent im Juli/August 2010 - falsch liegen, hat politische Gründe. Die Fehleinschätzung rühre auch daher, dass "schlechte Politik" mit "muslimisch" assoziiert wird, so die Erklärung des Pew Research Centers. So schlagen die Irrtümer bei den Republikanern auch noch weitaus kräftiger aus: 34 Prozent der Republikaner glauben, dass Obama ein Muslim ist (ebenso wie 30 Prozent der Unzufriedenen mit Obamas Leistung). Und die Zahl derer, die an den Muslim in Obama glauben wollen, wächst vor allem unter den Republikanern.

Obama müsste wie sein Vorgänger öfter öffentlich die Messe besuchen, legt die PWE-Studie nahe, denn auch unter den Demokraten werden die weniger, die es besser wissen. Waren es 2009 noch mehr als die Hälfte, 55 %, so sind es jetzt nur mehr 46%, die Obamas Konfession kennen. Dabei spielt Religion in der amerikanischen Öffentlichkeit noch immer eine große Rolle laut Pew:

"Despite the growing opposition to political involvement on the part of churches, most people continue to say they want political leaders who are religious. About six-in-ten (61%) agree that it is important that members of Congress have strong religious beliefs."

Währenddessen zeigt eine Blitzumfrage, die in diesen Tagen im Auftrag des Magazins Time durchgeführt wurde, dass im Zuge des großen Ground Zero-Streits und der Äußerungen Obamas noch viel mehr Amerikaner den Präsidenten zum Islam konvertieren: nämlich 24 Prozent. Dies stellt sich wie die obige Pew-Umfrage in eine ganze Reihe von Befragungen, die zeigen, wie krude das Bild vor allem der bildungsfernen, konservativen Amerikaner von Obama ist - siehe Obama ist besonders für Anhänger der Republikaner Muslim, Sozialist oder gar Antichrist - gerade das Feindbild "Obama als Muslim" dürfte im aktuellen amerikanische Wahlkampf einige Variationen erleben.

Die überwiegende Mehrheit der Befragten sprach sich übrigens gegen das islamische Kulturzentrum mit Swimming Pool; Spa Center und Gebetsräumen aus - 61 Prozent, nur 26 Prozent unterstützten den Neubau Park51 (siehe Ground Zero Mosque: Wahlkampf mit Angst und Feindbildern). Beinahe 7 unter 10 verfolgen die Debatte aufmerksam.