Cebit

Wie das Internet der Dinge aussieht

In Halle 9 kann man sich einen Eindruck vom Wirtschaftsförderprogramm Theseus verschaffen.

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Bislang war, wenn vom "Leuchtturmprojekt Theseus" die Rede war, immer die gescheiterte Kooperation Quaero mit Frankreich ein Thema und die enorm hohe Förderung von 90 Millionen Euro. Das Projekt an sich war bislang eher ein Abstraktum, es gehe um das "Internet der Dienste und Dinge". Die Homepage wird zwar ein wenig konkreter und skizziert die Basistechniken und Anwendungsszenarien des Projekts – wie sich Theseus in der Praxis auswirken wird, lässt sich damit aber auch nicht wirklich veranschaulichen.

In Forschungshalle 9 der CeBIT kann der Besucher nun einen ersten Eindruck davon gewinnen, welchen Einfluss Theseus-Forschungsergebnisse eines Tages auf Produktion, Logistik und das tägliche Leben nehmen könnten. Am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (B40) etwa präsentiert das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) das Projekt SemProM. Ziel des Projekts ist es, Techniken für digitale Produktgedächtnisse zu entwickeln. Produkte sollen gewissermaßen Tagebuch führen, ihren Herstellungsort kennen, wissen, aus welchen Einzelteilen sie zusammengesetzt sind, welche Eigenschaften sie haben, wie sie gelagert, wohin sie transportiert und wie sie bedient werden sollten. Auf diese Weise sollen sich alle Benutzer, vom Arbeiter während der Produktion über den Händler bis zum Verbraucher, über das Produkt informieren können. Wie in der Fertigung auf das Produktgedächtnis zugegriffen wird, zeigt das DFKI anschaulich unter anderem am Beispiel einer Fertigungsstraße.

Die Fraunhofer Gesellschaft präsentiert auf einem eigenen Stand gleich mehrere Theseus-Projekte. So zeigt sie, wie die Extraktion von Merkmalen aus Bildern in Verbindung mit Verfahren des maschinellen Lernens helfen soll, die explodierende Datenflut in der medizinischen Bildgebung zu bewältigen. Dabei lernt das System an Musterbildern, wie eine bestimmte Krebsart auf einer Computertomographie aussieht, sodass es anschließend die Krankheitsmerkmale auch in unbekannten Aufnahmen identifizieren kann. Das Ziel ist eine universell einsetzbare Suchmaschine für medizinische Bilder, die ärztliche Diagnosen unterstützt.

Besonders freut man sich im Wirtschaftministerium darüber, dass sich drei Unternehmen aus dem Projekt herausgegründet haben. Diesen drei Startups gab man gestern im Rahmen einer allgemeinen Theseus-Präsentation die Möglichkeit, sich vorzustellen. Tiqqer ist das elektronische Äquivalent eines Zeitungsausschnittsdienstes, der im Auftrag von Firmenkunden Weblogs, Foren und Portale auf Kommentare über das betreffende Unternehmen überwacht und Web-2.0-Clippings extrahiert – eine Art Frühwarnsystem zu kritischen Entwicklungen in der Öffentlichkeitswirkung und Außendarstellung; die Ergebnisse liefert der Dienst online per RSS-Feed oder auch als Report per E-Mail.

Innoraise hat einen elektronischen Human Resource Manager entwickelt, der Social-Networking-Funktionen mit externen Informationen verknüpft und anhand von Veröffentlichungen ausmachen kann, mit welchen Themen sich ein Experte beschäftigt und wer zu welchen Themen ein Experte ist. Und SemVox – "die semantische Stimme" – spezialisiert sich auf Benutzerschnittstellen zur Steuerung komplexer Geräte, um beispielsweise DVD-Recorder multimodal mittels Sprache, Gesten, Tastatur oder Maus bedienen zu können. Die Plattform hierfür ist die im Februar 2009 vom W3C verabschiedete "Extensible MultiModal Annotation markup language" (EMMA). (Richard Sietmann, Jo Bager) / (jo)