Kursrausch: Twitter-Aktie könnte zu billig gewesen sein

26 US-Dollar betrug der Ausgabepreis der Twitter-Aktie. Am ersten Handelstag notierte das Papier weit darüber.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 46 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der vorab dreimal erhöhte Ausgabepreis der Twitter-Aktien von 26 US-Dollar könnte noch zu niedrig gewesen sein: Am Donnerstag, dem ersten Twitter-Handelstag, notierte das Papier sofort mit 45,10 Dollar und erreichte im Handelsverlauf sogar knapp über 50 Dollar. 44,90 war der letzte Kurs im regulären Handel, nachbörslich ging es auf 45,02 Dollar noch einmal leicht bergauf. Damit wäre das gesamte Unternehmen rund 24,5 Milliarden Dollar wert.

Für die 70 Millionen ausgegeben Aktien, die etwa ein Siebtel Twitters repräsentieren, waren 30-mal so viele Kaufanträge eingegangen. Twitter hätte mit einem höheren Ausgabepreis also durchaus mehr als die 1,82 Milliarden Dollar einnehmen können. 273 Millionen werden aller Voraussicht nach über den Greenshoe für die Partnerbanken noch dazukommen, so dass es in Summe 2,093 Milliarden Dollar werden.

Doch Twitters Banken waren eben besonders vorsichtig, um nicht das Facebook-Schicksal zu erleiden. Bei dessen Börsengang im Mai 2012 konnte der Ausgabepreis schon am Ausgabetag nur durch Stützungskäufe der Partnerbanken gehalten werden. Es dauerte deutlich länger als ein Jahr, bis Facebook-Aktien bei einem Tagesschlusskurs wieder den Ausgabewert erreichten.

Allerdings ist der erste Handelstag nicht unbedingt repräsentativ. Das Papier muss sich erst im laufenden Handel beweisen. Internetfirmen wie Groupon oder Zynga können ein Lied davon singen. Und Twitters Banken dürften einen sehr guten Zeitpunkt für das Initial Public Offering (IPO) gewählt haben: Die Aktienindizes sind in den vergangenen vier Wochen generell nach oben gegangen, erst am Donnerstag kam es wieder zu deutlichen Rückgängen.

Der hohe Twitterkurs hat Pivotal Research schon zu einer Verkaufsempfehlung bewogen. Mit den nackten Zahlen des Geschäftsbetriebs lässt sich die hohe Bewertung auch nicht begründen. Das Unternehmen erzielt nach wie vor keinen Gewinn. Es war also entweder reine Spekulation oder die "Phantasie", die den Kurs angetrieben hat. Immerhin dürfte der freundliche Empfang auf dem Börsenparkett anderen Online-Firmen einen Börsengang ihrerseits schmackhaft gemacht haben. (anw)