Cebit

E-Book-Reader mit Social Community

Das Berliner Startup Wizpac präsentiert auf der CeBIT ein Lesegerät für digitalen Lesestoff, das Amazon Kindle, Sony Reader und Co. Konkurrenz machen soll.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Achim Barczok

Kleines Leichtgewicht: Der Prototyp des txtr Readers von Wizpac.

Lesegeräte für E-Books gibt es hierzulande bereits einige, ab dem 11. März steigt mit Sony einer der beiden großen Anbieter in den deutschen Markt ein. Auf der CeBIT stellt das Berliner Startup Wizpac nun einen Reader vor, der flotter und funktionsreicher als die Konkurrenz sein soll und das Sammeln von Texten mit einem sozialen Netzwerk verknüpft.

Der Prototyp des txtr Readers, den die Gründer von Wizpac auf der CeBIT im Gepäck haben, allerdings nicht auf einem eigenen Stand präsentieren, besitzt wie der Sony Reader und der Amazon Kindle ein 6-Zoll-Display mit E-Ink-Technologie, das ohne Hintergrundbeleuchtung auskommt und prinzipiell nur für das Umblättern und die Navigation durch die Menüs Strom benötigt. Das Gerät wirkt klein und leicht, Navigationselemente sind aufs Wesentliche beschränkt: Am Bildschirmrand sind zwei Buttons und ein kreuzförmiges, kapazitives Touchpad fürs Steuern durch Menüs und Bücherseiten angebracht. Das Display stellt Inhalte in Hoch- oder Querformat dar und lässt sich auch um 180 Grad drehen, sodass sich der Anwender selbst entscheiden kann, ob er die Bedienelemente auf der linken oder rechten Seite haben möchte. Dank einem Beschleunigungssensor erkennt das Gerät automatisch die Ausrichtung des Bildschirms.

Beim Blättern durch die digitalen Seiten macht der Reader-Prototyp einen deutlich flotteren Eindruck als Konkurrenten wie der Sony Reader. Die Bedienung über das Touchpad erscheint ziemlich intuitiv, auch wenn der Prototyp noch nicht alle Funktionen des Endprodukts kennt, wie Andreas Steinhauser, Technikchef bei Wizpac, betont. Auch die Ausstattung, die zum Marktstart im txtr Reader stecken soll, kann sich sehen lassen: Bluetooth, UMTS/GPRS und WLAN soll das Gerät dann unterstützen, über ein 2,4-GHz-Funkmodul können zudem Reader auf kurze Distanz miteinander kommunizieren. An der oberen Kante ist ein Micro-USB-Anschluss angebracht, Steckplätze für SIM-Karte und Flashspeicher (eine 8-GByte-microSD-Karte will Wizpac gleich mitliefern) verbergen sich unter dem Akkudeckel.

Die Integration von WLAN und Mobilfunk ist elementarer Bestandteil des Konzepts von Wizpac, denn wie beim Amazon Kindle soll der Reader von einer ständigen Leitung ins Netz profitieren, über die der Anwender seine Texte jederzeit abrufen und synchronisieren kann. Dafür werden allerdings Mobilfunkgebühren fällig. Beim Kindle, der bisher nur in den USA erhältlich ist, bietet Amazon über Mobilfunk einen Online-Shop für Bücher, Zeitungs- und Zeitschriftenabos sowie ausgewählte Newssites und Blogs an. Wizpac will ebenfalls einen Shop auf dem Gerät bereitstellen, auf dem Verlage und Autoren ihre Inhalte kostenpflichtig anbieten können.

Das eigentliche Herzstück aber ist die zur Zeit bereits als Public Beta nutzbare Online-Community txtr, auf der Anwender digitale Inhalte sammeln und mit anderen tauschen können. Die dort hochgeladenen Dokumente, Info-Schnipsel und Webseitenausschnitte können später auf den E-Book-Reader oder andere Geräte geladen werden. Wer lieber auf seinem iPhone liest, kann bei txtr jetzt schon über eine iPhone-Anwendung Dokumente mit seinem Apple-Smartphone synchronisieren. Die Texte lassen sich in beliebige Ordner sortieren, die wahlweise nur für den Anwender selbst, für eine Freundeliste oder öffentlich für alle txtr-Mitglieder zugänglich sind. Bei Hinweisen auf Urheberrechtsverletzungen könne man die entsprechenden Inhalte auf privaten Gebrauch und Austausch mit Freunden einschränken, so Steinhauser.

Das Lesegerät soll im Herbst diesen Jahres auf den Markt kommen und unter anderem den offenen E-Book-Standard EPUB, PDF, TXT und MS-Office-Formate unterstützen. Fehlt einem Anwender die Unterstützung für ein bestimmtes Format, kann er sie selbst nachrüsten: Denn die Entwickler des txtr Readers wollen ihre Plattform möglichst offen halten. Für das auf einen Linux-Kernel basierende OS des Lesegeräts wird ein Developer Kit, für die Online-Plattform ein API zur Verfügung stehen. Beim Preis für den Reader werde man, so Steinhauser, ungefähr in der gleichen Größenordnung wie die Konkurrenz spielen. Momentan seien Komponenten wie das Display einfach noch zu teuer, um die Geräte billiger auf den Markt zu bringen. Einen ausführlichen Artikel zu txtr und Wizpac bietet die aktuellen Ausgabe 03/2009 der Technology Review. (acb)