Weltraumroboter beim SpaceBot Cup: Wie Roboter sich selbst abschalten

Der Grad der Aufgabenerfüllung bei dem erstmalig ausgetragenen Wettbewerb für Weltraumroboter reichte insgesamt nicht aus. So gab es am Ende nur Teilnahmeurkunden.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Beim SpaceBot Cup in Rheinbreitbach gibt es keine Sieger. Der Grad der Aufgabenerfüllung bei dem erstmalig ausgetragenen Wettbewerb für Weltraumroboter sei nicht ausreichend gewesen, um unter den zehn teilnehmenden Teams eine "belastbare Rangfolge" zu ermitteln, sagte der Juryvorsitzende Frank Schneider bei der Preisverleihung. So gab es zum Abschluss lediglich gerahmte Teilnahmeurkunden.

Um diese Entscheidung hatte es hinter den Kulissen einiges Gerangel gegeben. Denn natürlich hätten die Veranstalter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Ende lieber leistungsfähige deutsche Robotiktechnik gefeiert. Stattdessen musste DLR-Vorstandsmitglied Gerd Gruppe einer Jury danken, "die zwei Tage zugucken musste, wie Roboter sich nicht bewegen".

SpaceBot Cup – Wie Roboter sich selbst abschalten (5 Bilder)

Ein Bodenroboter der TU Chemnitz macht sich auf, das Gelände zu erkunden. Der rote Knopf an der Rückseite dient zur Notabschaltung... (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Diese Bewegungslosigkeit war am zweiten Wettbewerbstag noch intensiver als am ersten. Mehrere Teams kamen überhaupt nicht vom Startpunkt weg. Das Team der TU Chemnitz war mit Abstand am lebhaftesten. Es ließ zunächst einen Quadrokopter aufsteigen, der den beiden Bodenrobotern einen Überblick über das Gelände vermitteln sollte. Eigentlich sollte er nur in der Luft stehenbleiben, driftete aber mehr und mehr zur Seite und verließ das Testgelände. Vor dem Pult der Jury gelang ihm immerhin eine kontrollierte Landung.

Die beiden Bodenroboter hatten unterdessen den Startbereich verlassen. Einer begab sich in Warteposition, während der andere das Gelände erkundete. Das sah zunächst recht gut aus, Phasen, in denen er Umgebungskarten erstellte, wechselten mit kurzen Fahrten – bis er in einer Ecke des Testgeländes gegen eine Säule fuhr und offenbar den Arm beschädigte. Das allein wäre vielleicht noch nicht so schlimm gewesen. Aber dann setzte der Roboter zurück und stieß mit dem Not-Aus-Knopf gegen Geländebegrenzung. Da nur der Antrieb stillgelegt wurde, das übrige System aber in Betrieb blieb, sprang der andere Roboter nicht, wie eigentlich geplant, als Reserve ein. Immerhin der wohl originellste Systemabsturz des gesamten Wettbewerbs.

Die Enttäuschung hielt sich dennoch in Grenzen. Sie hätten "zwei gute Tage verbracht", sagte Gerd Gruppe und gestand den Teams und Organisatoren gleichermaßen eine Lernkurve zu. "Beim nächste Mal machen wir es besser", versprach er. Schneider verglich die Veranstaltung mit der Grand Challenge, einem Wettbewerb für autonome Fahrzeuge der US-Militärforschungsbehörde Darpa, der erstmals im Jahr 2004 ausgetragen wurde. Damals kamen die meisten Fahrzeuge nicht einmal über die Startlinie. Der beste Teilnehmer schaffte knapp 12 Kilometer der über 240 Kilometer langen Wettbewerbsstrecke. Aber schon bei der zweiten Auflage des Wettbewerbs eineinhalb Jahre später kamen fünf Fahrzeuge über die Ziellinie. In diesem Sinne hoffte Schneider, die "Premiere für eine hoffentlich lange Veranstaltungsreihe im Bereich Weltraumrobotik" miterlebt zu haben.

Die Hoffnung könnte sich erfüllen. Gruppe freute sich, eine "hervorragende technologische Basis" gesehen zu haben, "auf die wir aufbauen können" und versicherte noch einmal ausdrücklich: "Wir werden mit Sicherheit weitermachen und nicht erst im nächsten Jahrzehnt." (anw)