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Profispieler auf der CeBIT: Mit 25 lassen die Reflexe nach

Auf der CeBIT in Halle 22 kämpfen Computerspieler seit Dienstag um die von Intel ausgeschriebene Weltmeisterschaft in Counter-Strike und World of Warcraft.

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Während sich der Großteil der diesjährigen CeBIT "strictly Business" gibt, pilgern Jugendliche zur Halle 22, um dort die finalen Kämpfe in Counter-Strike und World of Warcraft (WoW) zu beobachten. Die Turnierteilnehmer sind in der Electronic Sports League organisiert und kommen aus Europa, Korea, den USA und Brasilien. Sie kämpfen um den ersten Platz des Intel Extreme Masters Turniers.

Auf der Bühne sitzen sich jeweils zwei fünfköpfige Teams gegenüber. Die Spieler haben riesige Headsets auf und verschwinden hinter den auffällig geformten Alienware-Rechnern. Vor ihnen sind Flachbildschirme montiert, auf denen die Zuschauer auf den Klappstühlen jeden Abschuss live mitverfolgen können. Zwei englische Moderatoren kommentieren das digitale Räuber-und-Gendarm-Spiel lautstark. Man fühlt sich wie bei einer Fußballübertragung, nur dass hier nicht Schalke gegen Bayern spielt, sondern Teams mit lustigen Namen wie "mousesports", "Nihilum Plasma" oder "Evil Geniuses".

Profispieler auf der CeBIT (4 Bilder)

Profispieler auf der CeBIT

Paradox: Intel bewirbt seinen Core i7 mit einem Turnier, auf dem zehn Jahre alte Spiele gezockt werden, die auf jedem billigen Office-Rechner laufen.

Die Spieler sind selten älter als 25. "Dann lassen die Reflexe nach", erklärt ein Sprecher vom Veranstalter Turtle Entertainment. Viele beginnen mit 15 oder 16, das Durchschnittsalter liegt bei Anfang 19. Christian Chmiel (25) hat seine Profi-Karriere bereits hinter sich. Mit 19 war er Deutscher Meister im Counter-Strike, Version 1.6, wie er betont. Mit der neueren Source-Version konnte er sich nicht anfreunden. Jetzt will er sich auf sein Studium konzentrieren – und da kann er nicht mehr fünf Stunden täglich trainieren wie bisher. Er gibt sich verantwortungsbewusst: "Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder nicht zu lange vor dem Rechner hocken", rät er dem Nachwuchs.

Die Spieler werden von professionellen Clans angeworben, die Sponsorenverträge mit IT-Firmen wie Intel, Dell, Creative Labs oder Razer abgeschlossen haben. Die Verträge laufen meist über eine komplette Saison, in der gute Spieler auf ein Jahresgehalt von 60.000 Euro kommen. Christian Chmiel hat etwas gespart und will von den Preis- und Sponsorengeldern jetzt sein Studium finanzieren.

Die Sponsoren verlangen im Gegenzug von ihren Werbeträgern, dass mit ihrer Hardware gespielt wird. Doch das zehn Jahre alte Counter-Strike läuft auf jedem billigen Büro-Rechner, gerade deshalb ist es auch in Schwellenländern wie Brasilien so beliebt. Ein Core i7 oder Core 2 Extreme, die Intel auf dem Turnier bewirbt, sind dazu nicht nötig. Leistungshungrige Spiele wie Crysis konnten sich bislang in der Profi-Szene nicht etablieren. Auch bei den Mäusen muss es nicht immer das Modell für 100 Euro sein. "Viele Spieler bevorzugen ein altes Microsoft-Modell für 25 Euro – ist alles Gewöhnung", sagt Chmiel. Doch auch mit den alten Spielen scheint sich das Sponsoring für die Firmen zu lohnen. In der Pressemitteilung des Veranstalters wird mit Preisgeldern nur so um sich geworfen: 280.000 US-Dollar sollen hier bis zum Sonntag angeblich verzockt werden.

So viel Geld weckt offenbar auch Neider: Seit Freitag werden die ESL-Server über eine DDOS-Attacke angegriffen, die die Videoübertragung der Spiele stört. Die Veranstalter hoffen, den Angriff bis zum Sonntag abgewehrt zu haben, wenn die Finalspiele der Intel Extreme Masters anstehen. (hag)