Katholische Kirche nimmt exkommunizierte Anti-Computer-Sekte wieder auf

Die "Marienkinder" verdammten PC und Internet als Verkörperung Satans

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 689 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter Mühlbauer

Marienkinder-Broschüre

Wie erst jetzt bekannt wurde, firmte der Augsburger Bischof Walter Mixa im letzten Jahr 30 Anhänger der Sekte "Marienkinder", was als Akt der Wiederaufnahme in die katholische Kirche gilt. Die Gruppe war neben einem aggressiven Eintreten für die so genannte "Mundkommunion" vor allem durch Broschüren aufgefallen, in denen davon die Rede ist, dass der Satan im Computer "voll und ganz persönlich anwesend" sei: "Sein Geist", so heißt es in einer Telepolis vorliegenden Druckschrift, "durchdringt die Materie des Computers ebenso wie den Bereich der Dateninformation. So sitzt Ihnen das Tier als persönlicher Ansprechpartner in jedem PC gegenüber."

Die genaue Herleitung dieser Behauptung erfolgt über die auch populärkulturell beliebte und in Offenbarung 13 genannte Zahl 666. Tauscht man im Wort Computer nämlich jeden Buchstaben mit seiner "Reihenfolge-Zahl" und addiert diese, dann ergibt dies die Summe 111. Weil die Heilige Dreifaltigkeit aber die einen Gott in drei Personen symbolisierenden Zahlen 1 und 3 "besetzt" halte, so die Sekte, müsse die 111 noch mit der Zahl 6 multipliziert werden, die der "Zweiwille" Luzifer als "Imitation der Gotteszahl" benütze.

Wer deshalb zu seinem Computer Aufforderungen wie "Komm!" oder "Mach schon!" spricht, öffnet den Postulaten der Marienkinder zufolge Satan die "Herzenstüre", was letztlich in "Unglauben und Missachtung der 10 Gebote" münde. Außerdem stehe auch das Internet für das "Tier", weil im Hebräischen die Zahl 6 dem Buchstaben W entspricht: "Somit wird jeder Internetbenutzer gezwungen, mit Satan zu arbeiten."

In die öffentliche Kritik geriet die Sekte überdies durch Aussteiger, die von massiver physischer Gewalt, Schlafentzug und Ausbeutung berichteten. Nach zwei nicht eingetroffenen Weltuntergangsterminen bewegte sich die Gruppe, die ihr Zentrum im bayerischen Schwaben hat, angeblich auf die Kirchenführung zu. Das bischöfliche Seelsorgeamt Augsburg kam in einer im Jahr 2000 veröffentlichten Broschüre (PDF-Datei) zu der Einschätzung, die "Mitglieder der Marienkinder bewegen sich in einer Eigenwelt [...), die ihrerseits wiederum "garantiert, dass ein Dialog mit der Welt nicht möglich ist." Mittlerweile ist auf der Download-Seite aber auch vermerkt, dass die Marienkinder "seit 2007 dabei sind, sich sich wieder in die Katholische Kirche zu integrieren."

Zum Thema siehe auch:

(pem)