Investoren für Alkoholersatz gesucht

David Nutt, der kurzzeitige Drogenberater der britischen Regierung, hat angeblich einen künstlichen Alkohol und ein Mittel entwickelt, um sofort wieder nüchtern zu werden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Psychiater David Nutt ist Professor für Neuropsychopharmakologie am Imperial College in London. Der Mann kennt sich mit Drogen aus und hat verschiedenen Ministerien als Berater gedient. Für kurze Zeit war er der Vorsitzende des Advisory Council on the Misuse of Drugs (ACMD), also der oberster Drogenberater. 2008 wurde er dazu ernannt, 2009 vom Innenministerium aber seines Amtes enthoben.

Nutt hatte frecherweise darauf aufmerksam gemacht, dass die staatliche Drogenpolitik falsch orientiert ist. Er hatte die "künstliche" Aufteilung in erlaubte und verbotene Drogen kritisiert und Alkohol und Nikotin gefährlicher als LSD, Ecstasy oder Cannabis bezeichnet. Das gefiel der damaligen Labour-Regierung nicht, fürchtete sie doch angesichts der anstehenden Wahlen, dass nicht nur mit Alkohol und Nikotin verbundene Unternehmen, sondern auch die rauchenden und saufenden Bürger eine Veränderung der eingefahrenen und nach Nutt teilweise irrationalen Drogenpolitik nicht gutheißen würden.

Nutt ließ sich nicht entmutigen und legte mit Kollegen 2010 erneut eine Studie vor, nach der anhand verschiedener Kriterien Alkohol als die gefährlichste Droge eingestuft wurde, gefolgt von Heroin, Crack und Metamfetamin. Cannabis kommt erst nach Nikotin, am wenigsten gefährlich seien LSD oder halluzinogene Pilze.

Nutt provozierte 2010 auch schon durch die Ankündigung, einen künstlichen Alkohol auf der Basis von Benzodiazepinen entdeckt zu haben, der Menschen berauscht mache. Schlucke man jedoch ein Gegenmittel, sei man sofort wieder nüchtern. Benzodiazepine machen an sich süchtig, Nutt bestreitet dies. Sein künstlicher Alkohol könnte natürlich, wenn er zur legalen Droge würde, nicht nur großen Gewinn einfahren, sondern auch die Alkoholindustrie mitsamt der Kneipenkultur gefährden.

Gerade einmal machte Nutt wieder auf die Gefahren des Alkohols aufmerksam. Jährlich würden 9000 Menschen direkt an den Folgen von Alkohol in Großbritannien sterben, 1,5 Millionen weltweit. 10 Prozent der Trinker würden süchtig werden. Sein Alkoholersatz, der wie Alkohol das Gehirn manipuliert, habe aber keine gesundheitlichen Gefährdungen, behauptet er. Er suche nun Investoren, um die "gesunde" Droge zu entwickeln, die er selbst bereits ausprobiert habe – ebenso wie das Mittel, sofort wieder nüchtern zu werden.

Und selbstverständlich sieht er dabei mal wieder eine Revolution: "Das würde eine ernsthafte Revolution für die Gesundheit sein – ebenso wie die eZigarette das Tabakrauchen revolutioniert."

Die Regierung ruft er auf, seine Droge zu unterstützen, um so eher Investoren zu finden. Aber da wird er auf Granit stoßen. Die Positionen sind zu festgezurrt. Alkohol gilt im Vergleich zu Heroin, Kokain, Cannabis, LSD oder Ecstasy als relativ gut, zumindest ist sein Konsum aufgrund der Legalität eingebettet in viele Gewohnheiten.