Komponist nimmt seine 70.200 GEMA-Formulare wieder mit

Die Protestaktion des Musikers Johannes Kreidler gegen seiner Auffassung nach zu starre Regeln des Urheberrechts hat die Verwertungsgesellschaft ins Leere laufen lassen.

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Von
  • Tim Gerber

Soll eine künstlerische Provokation gelingen, braucht man jemanden, der sich provozieren lässt. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) hat sich dafür als weitgehend ungeeignet erwiesen. Ihr Mitglied, der anerkannte Komponist moderner Musik Johannes Kreidler, hat deshalb seine 70.200 Anmeldeformulare, die er wie angekündigt gestern bei der Berliner Geschäftsstelle der GEMA einreichen wollte, wieder mit nach Hause genommen. Die Direktorin der GEMA-PR-Abteilung, Bettina Müller, öffnete Kreidler laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung am Freitag persönlich die Türen für seine Protestaktion gegen die seiner Meinung nach zu starren Regeln des Urheberrechts.

Durch die Äußerungen einer hornbebrillten Juristin in einem Videoclip, derzufolge selbst kleinste Zitate aus anderen Musikwerken illegal sein sollen, hatte der Künstler sich in der Entfaltung seiner Kreativität behindert gefühlt. Um dagegen zu Felde zu ziehen, bastelte er aus insgesamt 70.200 musikalischen Zitatschnipseln ein 33 Sekunden langen Stück namens "product placement" zusammen. Die Zitate müsse er nun alle der GEMA melden, und zwar jedes einzeln auf einem Formular.

Die so gescholtene Musikerorganisation hatte das aber weder verlangt noch erachtet sie dies aufgrund der bestehenden Rechtslage für notwendig. So unterfallen musikalische Zitate nur dann dem Schutz des Urheberrechts, wenn sie auch als solche erkennbar seien, heißt es in einer Stellungnahme, die die GEMA schon vorab dazu veröffentlicht hatte. Auf die von Kreidler verwendeten Akustik-Schnipsel treffe dies laut GEMA "wohl eher nicht" zu. (tig)