China greift nach dem Mond: Countdown für seine erste Mondlandung

China will hoch hinaus im All: Es baut eine Raumstation, ein eigenes Navigationssystem und sucht jetzt auch noch auf dem Mond nach Rohstoffen. Und zwar mit Hilfe der Europäer.

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Von
  • Andreas Landwehr
  • dpa

Als dritte Nation der Erde will China eine Mondlandung unternehmen. Mit dem Auftanken einer Rakete vom Typ "Langer Marsch 3B" wurden am Sonntag am Raumfahrtbahnhof Xichang in der Südwestprovinz Sichuan die letzten Vorbereitungen für den historischen Mondflug abgeschlossen. Das Raumschiff "Chang'e 3" sollte in der Nacht zum Montag um 01:30 Uhr Ortszeit (Sonntag 18:30 Uhr MEZ) abheben, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Der Flug wird von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa unterstützt.

Die erste unbemannte Mondlandung Chinas ist am 14. Dezember in der "Bucht der Regenbogen" (Sinus Iridum) geplant – einer der schönsten Mondlandschaften. Ein "Jadehase" (Yutu) genanntes Mondfahrzeug soll danach die Oberfläche erkunden. Per Fernsteuerung soll der sechsrädrige und 140 Kilogramm schwere Rover drei Monate lang herumkurven und auch nach Rohstoffen suchen, wie die Staatsagentur hervorhob. Der "Jadehase" kann 200 Meter pro Stunde zurücklegen.

Als letzte Nation hatte die Sowjetunion vor 37 Jahren im August 1976 mit Luna 24 eine Sonde auf dem Erdtrabanten landen lassen. Direkt nach dem Start von "Chang'e 3" wird die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) den Flug von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana zusammen mit chinesischen Stationen verfolgen und auch Steuerungsbefehle weiterleiten. Die Unterstützung für Chinas Mondprogramm wird vom Kontrollzentrum in Darmstadt koordiniert.

Die Esa sei stolz, China bei dem Mondflug helfen zu können, sagte Raumflugdirektor Thomas Reiter. "Internationale Zusammenarbeit wie diese ist für künftige Erkundungen von Planeten, Monden oder Asteroiden notwendig und für alle vorteilhaft – egal ob es bemannte oder unbemannte Flüge sind", sagte der frühere deutsche Astronaut. In Darmstadt wird während des Fluges ein Team chinesischer Raumfahrtingenieure mitarbeiten.

Die Landung auf dem Mond und das Mondfahrzeug werden über zwei chinesische Stationen in Kashi im äußeren Westen Chinas sowie im nordöstlichen Jiamusi ferngesteuert. Über die Esa-Antennen in Ceberos in Spanien und in New Norcia in Australien werden dann Messungen vorgenommen, um den Chinesen zu helfen, präzise den genauen Standort der Mondfähre zu bestimmen. Eine Rückkehr mit Gesteinsproben zur Erde plant China allerdings erst bei künftigen Mondlandungen.

Es ist der 25. Start einer Rakete vom Typ "Langer Marsch 3B". Mit mehr als drei Metern Durchmesser und 56 Metern Höhe ist die Rakete das bislang tragfähigste Modell der chinesischen Flotte. Die Raumschiffe des Mondprogramms sind nach der legendären chinesischen Mondfee "Chang'e" benannt. Nach einer Online-Umfrage erhielt das Mondfahrzeug den Namen ihres "Jadehasen", mit dem sie der Legende nach auf dem Mond hockt.

Die Sonde wird anders als frühere Mondfähren der USA und der Sowjetunion etwa 100 Meter über der Oberfläche schweben können, um Hindernissen ausweichen und den geeigneten Landeplatz aussuchen zu können. "Chang'e" sei mit präzisen und schnell reagierenden Sensoren ausgestattet, um Bewegung und Umgebung analysieren zu können, schrieb Xinhua. Die unter Mondbeobachtern beliebte "Bucht der Regenbogen" sei flach, was besonders der Kommunikation dienlich sei. Auch gebe es reichlich Sonnenschein für die Solarsegel, um Strom zu produzieren.

China verfolgt ein ehrgeiziges, auch bemanntes Raumfahrtprogramm. Es plant den Bau einer Raumstation, die 2020 mit dem Auslaufen der internationalen Raumstation ISS möglicherweise der einzige bemannte Außenposten im All sein dürfte. Mit einem Satellitennetz baut China auch ein globales Navigationssystem. Außer zum Mond plant China ferner Flüge in die Tiefen des Weltraums. (axv)