Augmented Reality zum Umhängen

Mit einer Kombination aus Webcam, internetfähigem Mobiltelefon und Mini-Beamer verwandeln Studenten der US-amerikanischen Technikschmiede MIT beliebige Oberflächen in interaktive Displays – leere Wände, Zeitungsseiten oder gar die eigene Hand.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Studenten der Fluid Interfaces Group am Bostoner Massachusetts Institute of Technology (MIT) kombinierten eine handelsübliche Webcam, ein Mobiltelefon mit Internetzugang und einen batteriebetriebenen Mini-Beamer zu einem System, das man sich um den Hals hängen kann und das auf beliebige Oberflächen wie Wände, andere Personen oder die Innenfläche der Hand Informationen und sogar interaktive Elemente wie Tasten projiziert. Damit verbindet der Prototyp die Forschungsfelder des Wearable Computings mit dem der Augmented Reality, also einer (mit Informationen) angereicherten Wirklichkeit.

Gesteuert wird das System durch Handbewegungen, wobei die Fingerspitzen mit farbigen Kappen markiert sind, um die Bilderkennung per Webcam zu erleichtern. Will der Nutzer wissen, wie spät es ist, beschreibt er mit dem Zeigefinger einen Kreis auf seinem Handgelenk – dann erscheint dort eine projizierte Armbanduhr. Auf ähnliche Weise erscheint die Handy-Tastatur auf der Handfläche, Zeitungsbilder werden dank übergeblendeter Videoaufnahmen zum Leben erweckt, auf Partys könne man sogar Vorlieben und Interessen sowie Arbeitgeber und Blog-URL auf die Hemden von Gästen schreiben, berichteten die Chefin der Fluid Interfaces Group, Pattie Maes, und ihr Student Pranav Mistry, Mastermind hinter dem Prototyp, bei einer Präsentation auf der TED Conference.

Nicht weniger als einen "sechsten Sinn" solle das System dem Nutzer bescheren, so zitiert das Magazin Wired die Professorin. Ein sechster Sinn, weil Menschen es zwar gewohnt seien, ihre Umwelt mit den fünf natürlichen Sinnen zu erforschen; aber heutzutage stammten eine Menge Informationen, die fürs Verständnis der Welt hilfreich seien, aus Computern oder dem Internet, wofür man einen sechsten Sinn brauche, so Maes' Begründung. Die Professorin hatte sich in der Vergangenheit übrigens zunächst als Pionierin der evolutionären Robotik einen Namen gemacht, widmet sich seit einiger Zeit aber der Erforschung neuer Wege für die Mensch-Maschine-Interaktion. (pek)