Was Fedora 20 Neues bringt

Fedora schneidet mit "Heisenbug" alte Zöpfe ab: /var/log/messages fehlt in der Standardinstallation ebenso wie Sendmail. Die Software-Installation erfolgt bei der Gnome-Variante jetzt über einen Appstore, den andere Distributionen bald aufgreifen dürften.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 81 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Etwas mehr als zehn Jahre nach dem ersten Fedora hat das Fedora-Projekt jetzt die zwanzigste Ausgabe seiner Linux-Distribution zum Download freigegeben. Sie trägt den Codenamen "Heisenbug" – ein nach Werner Heisenberg und dem von ihm beschriebenen Beobachtereffekt (Observer effect) benannte Bezeichnung für Software-Fehler, die verschwinden oder das Verhalten ändern, sobald man den Bugs hinterher spürt.

Fedora 20 (8 Bilder)

Fedora 20 "Heisenbug" nutzt Gnome 3.10 als Standard-Desktop.

/var/log/messages oder /var/log/syslog sucht man bei Fedora 20 vergeblich, denn das überlässt die Protokollierung von Systemereignissen dem Journal des Init-Systems Systemd. Das speichert die Log-Meldungen nicht im Klartext, sondern zusammen mit Meta-Informationen in Binärdateien unterhalb von /var/log/journal/. Zur Abfrage dient das Programm journalctl. Ruft man es ohne Parameter auf, arbeitet es genau wie der Befehl less /var/log/messages.

Mit journalctl -f lässt sich das Einlaufen neuer Meldungen beobachten, wie es bislang ein tail -f /var/log/messages bewerkstelligt. Die Arbeitsweise des auch schon bei Mageia 3 eingesetzten Journals ermöglicht zudem Dinge, die mit einem der traditionellen Syslog-Daemonen nicht ohne weiteres gehen: journalctl -b etwa zeigt alle Meldungen seit dem Systemstart an und journalctl --unit sshd alle Log- und Konsolen-Ausgaben des SSH-Daemons. Wer auf /var/log/messages nicht verzichten möchte, muss lediglich das Paket rsyslog nachinstallieren.

Alte Hasen werden bei der Standard-Installation von Fedora 20 nicht nur /var/log/messages vermissen, sondern auch einen MTA (Message Transfer Agent), denn Sendmail wurde ersatzlos gestrichen. Desktop-Anwender dürften das vielfach gar nicht bemerken, denn Fedoras MTA war zuletzt nur rudimentär vorkonfiguriert; zudem hat die standardmäßig installierten Software den lokalen MTA auch so gut wie gar nicht verwendet.

Bei Bedarf ist ein MTA wie Sendmail oder der modernere Postfix schnell über die Paket-Depots nachinstalliert. Das kann durchaus sinnvoll sein, um beispielsweise E-Mails von einem als Daemon laufenden Mdadm zu erhalten, wenn es Probleme mit dem Software-RAID gibt.

Zusammen mit dem Gnome-Desktop installiert Fedora jetzt den Application Installer, bei dem die Installation von Anwendungen wie bei Appstores von Andorid, Ubuntu und Co. funktioniert. Anders als bei den bislang standardmäßig eingerichteten und weiterhin verfügbaren Packagekit-Programmen für Gnome stehen bei "gnome-software" nicht Pakete, sondern Anwendungen im Vordergrund – das soll Nutzern die Einrichtung und Pflege von Software leicht machen. Dazu zeigt das Software-Verwaltungs-Programm nicht nur Programmbeschreibung, Icons und teilweise sogar schon Screenshots an, sondern soll auch Bewertungen und Einstufungen der Anwender liefern – diese zwei Funktionen sind aber bislang nicht implementiert.

Das Programm setzt wie sein Vorläufer auf PackageKit als Backend; es greift bei seiner Arbeit auf die noch jungen Appdata-Mechanismen zurück, um Beschreibung, Icons, Screenshots und andere Informationen zu erhalten. Diese wollen auch andere Distributionen und Anwendungen nutzen, um ähnliche Funktionen zu bieten. Zudem soll der im Rahmen des Gnome-Projekts entwickelte Gnome Application Installer Bestandteil des im März erwarteten Gnome 3.12 werden und so mittelfristig den Weg in zahlreiche Distributionen finden.

Standard-Desktop-Umgebung von Fedora ist weiterhin Gnome, das in Version 3.10 beiliegt. Das hat unter anderen rudimentäre Unterstützung für Wayland gebracht, die sich auch in Fedora 20 findet. Dem liegt Wayland 1.2 bei – um die grafische Oberfläche kümmert sich aber weiterhin der X-Server 1.14.

Die Fedora-Ausführung mit KDEs Plasma Workspaces setzt auf die KDE Software Collection 4.11, die unter anderem Verbesserungen bei der PIM-Suite Kontact gebracht hat. Zur Steuerung des NetworkManagers setzt diese Fedora-Variante auf das noch junge kde-plasma-nm, das ein moderneres Interface aufweist und flexibler sein soll als das bislang eingesetzte kde-plasma-networkmanagement. Als Log-In-Manager hatte SSDM zum Einsatz kommen sollen; Fedoras KDE-Entwickler haben diesen Plan aber kurz vor dem Release von Heisenbug um ein Release verschoben.

Erstmals gibt es auch eine Fedora-Variante mit dem Gnome-2-Fork Mate. Cinnamon 2.0 ist über den Kommandozeilenbefehl yum install @cinnamon-desktop schnell nachinstalliert; analog richtet yum install enlightenment Enlightenment 0.17 (E17) sein, das erstmals beiliegt.