Breitbandversorgung Österreichs über 450-MHz-Frequenzen gescheitert

Beide Rechteinhaber haben ihre Frequenzen zurückgegeben und werden kein Funknetz errichten. Die Behörde plant nun eine erneute Vergabe des Spektrums, das seit Abschaltung des C-Netzes (NMT-Standard) im Sommer 1997 ungenutzt ist,

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Der Versuch der österreichischen Regulierungsbehörde, durch Vergabe von Frequenznutzungsrechten im 450-MHz-Bereich die Versorgung des Landes mit Breitbandanschlüssen zu verbessern, ist gescheitert. Beide Rechteinhaber haben die Frequenzen zurückgegeben und werden kein Funknetz errichten. Die Behörde plant eine erneute Vergabe des Spektrums.

Die österreichischen 450-MHz-Frequenzen waren seit Abschaltung des C-Netzes (NMT-Standard) im Sommer 1997 ungenutzt.Vor gut zwei Jahren wurden sie schließlich von Green Network (2 × 2,84 MHz) und T-Mobile Austria (2 × 1,6 MHz) für zusammen fast sechs Millionen Euro ersteigert. Green Network übergab die Rechte später an die eigens in Österreich gegründete Mobile Wireless Broadband AG (MWB).

Bis 1. September 2007 hätten beide Frequenzinhaber eine gewisse Anzahl von Gemeinden, in denen es noch keine Breitbandversorgung gab, erschließen müssen. Nachdem ein unterlegener Bewerber zweimal (erfolglos) Rechtsmittel ergriffen und damit für eine Verzögerung der Rechtssicherheit gesorgt hatte, wurde die Frist um ein halbes Jahr verlängert. Aber auch Anfang 2008 war von der Errichtung von 450-MHz-Netzen in Österreich nichts zu bemerken.

Ende Februar gab T-Mobile schließlich die Rückgabe der Frequenznutzungsrechte bekannt, nachdem ein Verkauf der Rechte an MWB gescheitert war. MWB gab damals an, am Aufbau eines 450-MHz-Netzes zu arbeiten und die Frequenzen nicht zurückgeben zu wollen. Tatsächlich wurde jedoch kein Netz errichtet, weshalb Strafzahlungen an die Regulierungsbehörde wegen Nichterfüllung der Auflagen drohten. Die Behörde ließ sich zu keiner weiteren Fristverlängerung bewegen, weshalb schließlich auch MWB die Frequenzen zurückgeben musste.

Stan Cramton, CEO der russischen MWB-Mutterfirma RTDC, begründete den Schritt gegenüber heise online mit Änderungen im Evolutionspfad der CDMA-Technologie. Um technologisch und kommerziell wettbewerbsfähig zu sein, brauche man drei Trägerfrequenzen. MWB hatte aber nur zwei ersteigert. "Nach Konsultationen mit dem Regulator haben wir festgestellt, dass der einzige rechtmäßige Weg, Zugang zu den benötigten Frequenzen zu erhalten, das Durchlaufen eines neuen Vergabeprozesses ist", sagte Cramton, "Wir sind nach wie vor überzeugt, dass der österreichische Breitbandmarkt eine Geschäftsgelegenheit bietet."

Die Regulierungsbehörde möchte die nun seit über zehn Jahren brachliegenden Frequenzen noch in diesem Jahr neu ausschreiben. Die genauen Vergabemodalitäten und die vorgesehenen Nutzungsbedingungen stehen aber noch nicht fest. Sie müssen erst mit dem zuständigen Verkehrsministerium ausgehandelt werden. RTDC beabsichtigt, sich erneut um 450-MHz-Frequenzen in Österreich zu bewerben. Bei T-Mobile ist hingegen kein Interesse mehr vorhanden. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)