Ärger um Computerspiele(r)versteher-Buch

Die Bundeszentrale für politische Bildung stoppt die Auslieferung eines Sammelbandes, der sich mit der Nutzung und der pädagogischen Aufbereitung von Computerspielen beschäftigt.

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Von
  • Sven Hansen

Das Bundesministerium des Innern hat der ihr untergeordneten Bundeszentrale für politische Bildung BpB die Auslieferung des Sammelbandes "Computerspiele(r) verstehen" bis auf weiteres untersagt, so Der Spiegel in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Das in einer Auflage von 12.000 Exemplaren gedruckte Buch richtet sich nach Angaben der Bundeszentrale an Eltern und Pädagogen, bietet aber "mehr als den Tunnelblick auf mögliche Gefährdungen." Stattdessen soll es auch über "die Interessen und Erfahrungshintergründe der Spielenden mit der Nutzung" berichten.

Anlass für den vorläufigen Bann ist ein Plagiatsvorwurf gegen einen im Buch enthaltenen Aufsatz des Medienwissenschaftlers Winfred Kaminski. Der Professor der für das Gros der Artikel des Sammelbandes verantwortlichen Fachhochschule Köln hatte den Vorwurf gegenüber der Bundeszentrale grundsätzlich bestritten. Gegenüber Der Spiegel räumte Kaminski nun allerdings ein, er habe verschiedene Texte aus Internet-Artikeln übernommen und nicht sorgfältig genug darauf geachtet, dass dies dem Leser immer deutlich werde.

Schon im Vorfeld kam es zu einer Grundsatzdiskussion über den Inhalt des Buches. Nach einer Analyse des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens (KFN) verharmlose das Werk Risiken für Spieler oder blende sie vollkommen aus. Zudem verwies ein Sprecher des KFN auf eine gefährliche Nähe der Kölner Fachhochschule zur Spieleindustrie. 2007 erhielt die FH von Nintendo und Electronic Arts (EA) 200.000 Euro für seine medienpädagogische Arbeit. Weitere knapp 50.000 Euro flossen der FH seitens EA für eine Fachtagung zu. Die Bundeszentrale für politische Bildung reagierte prompt auf die Anweisung des Innenministeriums – der betreffende Link zu "Computerspiele(r) verstehen" ist nicht mehr abrufbar. (sha)