AMD fordert mit Kaveri Intels Core i5 heraus

Dank neuer Grafikkerne, einem effizienteren Rechenwerk und mit etwas Hoffnung auf neue Software soll AMDs neuer Desktop-Prozessor Marktanteile zurückerobern.

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Von
  • Benjamin Benz
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Dank neuer Grafikkerne, einem effizienteren Rechenwerk und mit etwas Hoffnung auf neue Software soll AMDs neuer Desktop-Prozessor Marktanteile zurückerobern.

Auch bei Kaveri teilen sich immer zwei CPU-Kerne einen L2-Cache. Eine dritte Cache-Ebene gibt es weiterhin nicht.

Mit erst einmal zwei neuen Desktop-Prozessoren alias Kaveri läutet AMD heute mit mehr als einem halben Jahr Verspätung die Ära der Hybrid System Architecture ein und will Intels Haswell angreifen. Dafür wirft AMD die neue CPU-Fassung FM2+, überarbeitete Rechen- und Grafikkerne, eine kreative Zählweise sowie einen Konkurrenten zur Spieleschnittstelle DirectX ins Rennen.

Mit diesem Umbau an den – wie AMD sie gerne nennt – Accelerated Processing Units (APU) reißt AMD gleich drei große (und noch zwei kleine) Baustellen auf:

In Kaveri tritt Steamroller die Nachfolge des CPU-Kerns Piledriver an und soll die Effizienz steigern. Laut AMD-Angaben schaffen die vier neuen Kerne – die übrigens weiterhin über zwei Module mit jeweils eigenem L2-Cache verteilt sind – etwa 10 Prozent mehr Instruktionen pro Taktzyklus. Weil es weiterhin keinen L3-Cache gibt und AMD die Taktfrequenz im gleichen Atemzug um etwa 10 Prozent senkt, ändert sich unterm Strich bei der CPU-Performance kaum etwas. Unsere Messungen an einem wenige Stunden vor Veröffentlichungstermin eingetroffenen Testmuster bestätigen das.

Kaveri-Prozessoren brauchen Mainboards mit der neuen Fassung FM2+.

Hier stellt AMD von der betagten VLIW4-Architektur auf Graphics Core Next (GCN) um. Angekündigt sind sowohl GPUs mit acht als auch sechs Rechengruppen (Compute Units). Jeder davon wiederum enthält 64 Shader-Kerne. Unser Testmuster – ein 45-Watt-Sparmodell A8-7600 – hatte zwar nur sechs Compute Units (384 Shader-Kerne), ist damit aber trotzdem im 3DMark rund 30 Prozent schneller als ein vergleichbarer Richland-Vorgänger. Das soll beim Spitzenmodell laut AMD für Battlefield 4 in Full-HD-Auflösung reichen.

Damit dürfte das Spitzenmodell den Abstand auf Intels Desktop-Haswell wieder etwas vergrößern. In Anbetracht der im letzten Jahr stark gestiegenen Grafikanforderungen der Spiele ist das aber gerade einmal ein Inflationsausgleich.

Anhand eines Vorabtestmusters konnten wir in letzter Minute noch einige der bereits im Vorfeld kursierenden Performance-Einschätzungen überprüfen.

Globalfoundries stellt den neuen Chip mit einer Strukturgröße von 28 nm statt bisher 32 nm her. Mit dem neuen Prozess könnte auch die Leistungsaufnahme etwas sinken – immerhin senkt AMD die TDP des Topmodells von 100 auf 95 Watt.

[Update:] Anders als es diese ältere Präsentation von Globalfoundries suggeriert, kommen bei der Prozesstechnik "28nm-SHP" normale Siliziumscheiben und keine teureren SOI-Wafer mehr zum Einsatz. Es handelt sich aber weiterhin um eine "Gate First"-Fertigungstechnik, während TSMC die Radeon-GPUs, den Playstation-4-Prozessor und die Kabini-/Temash-SoCs in einem "Gate Last"-Verfahren produziert, aber ebenfalls mit 28-nm-Strukturen auf Bulk Silicon. [/Update]

Eher mit Blick auf die Zukunft ist AMD zwei Architekturveränderungen angegangen:

Die Spiele-Schnittstelle Mantle soll mehr Performance aus der Hardware herauskitzeln als DirectX oder OpenGL – etwa in Battlefield 4.

Mit Kaveri implementiert AMDs erstmals die Hybrid System Architecture (HSA), bei der CPU und GPU gemeinsam und kohärent auf denselben Speicher zugreifen können. Beim Spielen bringt das auf absehbare Zeit wenig, wohl aber dann, wenn CPU und GPU gemeinsam Rechenaufgaben lösen sollen.

Das deutet bereits der synthetische Benchmark BasemarkCL an. Hier sieht AMD das neue Flaggschiff A10-7850K um rund 60 Prozent vor Intels Core i5-4670K. Auch wenn vieles für die Auslagerung von "Compute"-Aufgaben an die GPU spricht, nutzt außer ein paar Benchmarks bisher nur sehr wenig Software diese neue Technik.

AMD setzt für die Programmierung voll auf OpenCL und hat dazu eine neue Marketing-Nebelkerze gebastelt: So hat ein Kaveri-Prozessor im offiziellen Jargon nun bis zu zwölf Compute Cores – zumindest, wenn man vier CPU-Äpfel und bis zu acht GPU-Birnen addiert und ignoriert, dass diese nicht nur andere Taktfrequenzen, sondern auch ganz andere Architekturen haben.

Kaveri startet erst einmal nur mit zwei Modellen – zwei weitere folgen bis Ende März – und etwas niedrigeren Taktfrequenzen als bisher. Das neue Flaggschiff heißt A10-7850K. Es hat ebenso wie der A10-7700K 95 Watt TDP und einen frei einstellbaren Multiplikator aber als einziges alle acht GPU-Kerne. Vom 65-Watt-Modell A8-7600 ist auch noch eine Sparvariante mit 45 Watt TDP in Planung. Preislich orientiert sich AMD am Core i5 und verlangt laut Liste 172 US-Dollar für den A10-7850K. Bei manchen A10-Versionen sollen Spiele-Gutscheine beiliegen.

Im Kontrast dazu planen die Mainboard-Hersteller eher für Billig-Systeme und preisen die für Kaveri benötigten FM2+-Mainboards durch die Bank unter 100 Euro ein. Für rund 65 Euro gibt es gut ausgestattete Platinen von Asus, Asrock, MSI und Gigabyte mit bis zu acht SATA-Ports. In ersten Tests schluckten FM2+-Boards im Lerlauf deutlich weniger Strom als ihre Vorgänger.

A10-7850K A10-7700K A8-7600 A8-7600
CPU-Kerne 4 4 4 4
Gompute Units (Shader-Kerne) 8 (512) 6 (384) 6 (384) 6 (384)
Taktfrequenz / Turbo 3,7 / 4,0 GHz 3,4 / 3,8 GHz 3,3 / 3,8 GHz 3,1 / 3,3 GHz
L2-Cache 2 x 2 MByte 2 x 2 MByte 2 x 2 MByte 2 x 2 MByte
GPU-Takt 720 MHz 720 MHz 720 MHz 720 MHz
TDP 95 Watt 95 Watt 65 Watt 45 Watt
Listenpreis 173 US-Dollar 152 US-Dollar

(bbe)