Neue Informationsplattform für die Hochenergiephysiker

Die weltweit führenden Großforschungseinrichtungen arbeiten gemeinsam an einem einheitlichen Retrievalsystem für Forschungsveröffentlichungen.

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Von
  • Richard Sietmann

CERN, DESY, Fermilab und SLAC, die vier führenden Großforschungseinrichtungen in der Hochenergiephysik (HEP), wollen ein gemeinsames Retrievalsystem für die Veröffentlichungen und die sogenannte "Graue Literatur" von Preprints, Konferenzvorträgen und Dissertationen in der Elementarteilchenphysik entwickeln. Das wurde am heutigen Mittwoch auf dem "HEP Information Summit" am DESY bekannt, auf dem in dieser Woche rund 30 Physiker, Informatiker und Vertreter von Wissenschaftsverlagen über Wege zur Verbesserung der Informationsversorgung diskutieren.

Derzeit stützen sich die weltweit rund 20.000 Forscher dieses Wissenschaftsgebietes bei ihren Recherchen im Wesentlichen auf vier Datenbanken: den Preprint-Server arXiv, auf dem sich derzeit knapp 480.000 Manuskripte der Physik, Mathematik, Informatik, Quantitativen Biologie und der Statistik befinden; das Stanford Public Information Retrieval System (SPIRES), in dem rund 600.000 Zeitschriftenveröffentlichungen, Preprints und Tagungsberichte der Hochenergiephysik katalogisiert sind; den CERN Document Server (CDS) mit fast einer Million Datensätzen zu Volltexten und Verweisen; und schließlich die Joint Accelerator Conference Website (JACoW) mit rund 50.000 Konferenzbeiträgen.

Die Idee, die heterogenen Datenbestände von SPIRES und CDS zusammenzuführen, unter einer gemeinsamen Oberfläche erschließbar zu machen und auf der Basis der am CERN entwickelten Open-Source-Software Invenio zu einem neuartigen Publikations- und Retrievalsystem fortzuentwickeln, war vor einem Jahr auf dem ersten HEP Information Summit am SLAC in Stanford entstanden. Die neue, INSPIRE getaufte Plattform – ein Testsystem existiert bereits – wird nach der Integration der Datenbanken und Repositorien den gesamten Bestand der weltweiten HEP-Literatur umfassen. Voraussichtlich ein Jahr wird die Zusammenführung in Anspruch nehmen, schätzt Softwareentwickler Tibor Simko vom CERN. Anschließend soll INSPIRE dann sukzessive um neue Funktionen ausgebaut werden. Gedacht ist beispielsweise an Data-Mining-Anwendungen und Zitationsanalysen der Wirkung von Veröffentlichungen sowie die Einführung von Web-2.0-Tools zur Interaktion und Kooperation in fachspezifischen Nutzergruppen. (Richard Sietmann) / (jk)