Alter Raub, neuer Skandal: 17 Millionen Telekom-Nummern entwendet

Nach einem zwei Jahre zurückliegenden Datendiebstahl mehren sich die Anhaltspunkte, dass 17 Millionen Telekom-Stammdaten den Weg auf den Schwarzmarkt gefunden haben.

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  • dpa

Der Telekom-Mobilfunksparte T-Mobile wurden mehr als 17 Millionen Kundenstammdaten entwendet, teilte der Konzern in Bonn am heutigen Samstag mit und bestätigte einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Der Diebstahl, der auch die geschützten Daten vieler Prominenter betraf, habe sich bereits im Jahr 2006 ereignet, damals sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden. "Recherchen im Internet und in Datenbörsen ergaben über Monate keine Anhaltspunkte, dass die Daten im Schwarzmarkt weitergegeben oder angeboten wurden. Deshalb ging der Konzern davon aus, dass keine Weitergabe der Daten erfolgte", berichtete Telekom-Konzernsprecher Stephan Broszio.

Später habe die Staatsanwaltschaft bei einer Hausdurchsuchung Datensätze sichergestellt. Mit zwei Mitarbeitern von T-Mobile sei "das Vertragsverhältnis gelöst" worden. Ein direkter Zusammenhang mit dem Datendiebstahl konnte ihnen nicht nachgewiesen werden. Das Ermittlungsverfahren dauere jedoch noch an, fügte der Sprecher hinzu. Laut Spiegel war das brisante Material schon kurz nach dem Diebstahl bei dubiosen Händlern und anonymen Anbietern im Internet aufgetaucht. Einige von ihnen kämen aus der Porno-Branche – darunter auch ein Erotikunternehmer aus Mainz, dem die Daten angeboten worden seien.

Offensichtlich habe sich Der Spiegel durch Dritte Zugang zu den Daten verschaffen können, hieß es bei der Telekom weiter. "Dass dieser Fall aus 2006 uns erneut beschäftigt, trifft uns sehr", sagte Philipp Humm, Geschäftsführer T-Mobile Deutschland laut einer Unternehmensmitteilung. "Wir gingen bisher davon aus, dass diese Daten im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in vollem Umfang sichergestellt wurden." Die Telekom betonte, dass die Datensätze keine Bankverbindungen, Kreditkartennummern oder Verbindungsdaten enthalten. Jedoch seien neben Name und Anschrift die Mobilfunknummer, teils das Geburtsdatum und in einigen Fällen auch die E-Mail-Adresse in den Datensätzen zu finden, so die Telekom. Der laut Staatsanwaltschaft mit großer krimineller Energie vorgegangene Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Auf dem Datenträger finden sich laut Spiegel nicht nur viele Prominente aus Kultur und Gesellschaft, sondern auch eine große Anzahl geheimer Nummern und Privatadressen von bekannten Politikern, Ministern, Ex- Bundespräsidenten, Wirtschaftsführern, Milliardären und Glaubensvertretern, für die eine Verbreitung ihrer Kontaktdaten in kriminellen Kreisen eine Bedrohung ihrer Sicherheit darstellen würde. Das Bundesinnenministerium bestätigte am Samstag, es seien seinerzeit Gefährdungsanalysen für die Betroffenen in Auftrag gegeben und ausgearbeitet worden. Weitere Einzelheiten nannte die Sprecherin nicht.

Der Skandal kommt für die Telekom nicht allein: Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit in der Spitzelaffäre, bei der Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten und Journalisten ausgespäht wurden. dpa /  (cm)