Pennsylvania: Mohel verklagt

Der religiöse Beschneider amputierte einem Jungen versehentlich den ganzen Penis

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Ein jüdisches Elternpaar aus Squirrel Hill im US-Bundesstaat Pennsylvania hat den Mohel Mordechai R., einen traditionellen jüdischen Beschneider, auf Schadensersatz verklagt. Er hatte während der Bris-Zeremonie statt der Vorhaut versehentlich den kompletten Penis des zum Zeitpunkt seiner Beschneidung acht Tage alten Sohnes der Kläger amputiert. Der Vorfall ereignete sich bereits im April 2013, wurde aber erst jetzt bekannt, weil sich die Eltern und der Mohel nicht außergerichtlich einig wurden.

Der Penis konnte in einer achtstündigen Notoperation zwar wieder angenäht werden, allerdings befürchten die Eltern, dass das Glied später möglicherweise nicht ganz funktionstüchtig sein und dem Jungen ebenso wie ihnen selbst erhebliche psychische Probleme bereiten könnte. Außerdem halten sie Spätfolgen des der Operation folgenden insgesamt zweimonatigen Krankenhausaufenthalts für plausibel. Ärzte und Anwälte sind sich über das zu erwartende Ausmaß solcher Spätfolgen uneins, weshalb der Prozess noch länger für Aufmerksamkeit sorgen und die dortige Debatte über Vorhautbeschneidungen befeuern könnte.

Kritiker des Brauchs beklagen, dass das Ereignis zwar besonders gravierend, aber kein Einzelfall sei: Dem Kinderarztverband American Academy of Pediatrics zufolge kommt es bei jeder 500. Beschneidung zu ernsteren Komplikationen. Das und die Tatsache, dass der Mohel trotz des Unfalls nach eigenen Angaben weiter Beschneidungen durchführt, führten zu einer Diskussion um eine staatlich kontrolliere Ausbildung und Kontrolle der Beschneider. In den USA müssen sie bislang keine Ärzte sein, weil die Vorhautentfernung nicht als medizinischer Eingriff gilt, sondern als religiöse Zeremonie. Auch Mordechai R. verfügt lediglich über ein Zertifikat des American Board of Ritual Circumcision. Auf seiner Website behauptete er, dass eine von Ärzten in Krankenhäusern durchgeführte Beschneidung gegen jüdische Religionsgesetze verstoße.