First Contact

First Contact

Die wissenschaftliche Suche nach Leben im All

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Hätten Sie gewusst, dass die Frage nach der Existenz außerirdischer Intelligenz in unserem wissenschaftlich-kulturellen Erbe tief verankert ist und dass von der Antike bis zum Jahr 1917 zu diesem vermeintlich futuristischen Thema mehr als 140 Schriften und Abhandlungen verfasst worden sind?

Einer, der bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. unwissentlich zum Entdecker und Erfinder der Außerirdischen avancierte, war der griechische Philosoph Metrodorus von Chios. Er schrieb: "Die Erde als einzig bewohnte Welt im unendlichen Weltraum zu betrachten, ist ebenso absurd wie die Behauptung, auf einem ganzen, mit Hirse gesäten Feld würde nur ein einziges Korn wachsen." Auch der griechische Philosoph Epikur (um 341–271 v. Chr.) verewigte ähnliche Gedanken auf Papyrus: "Ferner sind auch die Welten grenzenlos an Zahl, teils dieser hier ähnlich, teils unähnlich."

2400 Jahre nach Metrodorus und Epikur haben sich seriöse Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplinen auf Spurensuche nach den Bewohnern dieser fraglichen Welten begeben. Sie nennen sich Astrobiologen, Bioastronomen, Exobiologen, Kosmobiologen, Planetenjäger, SETI-Forscher und Xenobiologen, sind gleichwohl alle Anhänger ein- und derselben Idee und verfolgen – von einem unterschiedlichen Ansatz und Studienschwerpunkt ausgehend – das gleiche Ziel: Sie suchen allesamt nach Indizien für außerirdisches Leben, im Idealfall nach einem handfesten Beweis.

Die erste Geige in diesem vielstimmigen Orchester spielen die SETI-Astronomen ( SETI=Suche nach außerirdischer Intelligenz). Sie geben im interdisziplinären Konzert der ET-Jäger den Ton an, weil sich ihr Augenmerk ausschließlich auf extraterrestrische Zivilisationen richtet, die uns in technologischer Hinsicht zumindest ebenbürtig, womöglich sogar haushoch überlegen sind. Doch obwohl die SETI-Astronomen seit 54 Jahren mit Radioteleskopen nach außerirdischen Radiosignalen und seit 14 Jahren mit optischen Fernrohren nach interstellaren, künstlich generierten Laserpulsen fahnden, fischte keiner von ihnen jemals eine interplanetare Flaschenpost aus dem kosmischen Wellenmeer.

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Bild: Nasa

Dennoch oder gerade deswegen ist die Suche nach ET & Co. en vogue wie noch nie zuvor. Beflügelt von den Erfolgen der Planetenjäger, die bis heute mehr als 1000 Exoplaneten entdeckt und katalogisiert haben, und angetrieben von den Hochrechnungen der Exobiologen, denen zufolge intelligentes Leben im All eher die Regel als die Ausnahme ist, brechen die Exobiologen und SETI-Astronomen mutig zu neuen Ufern auf und kooperieren verstärkt. Dank der immer besser werdenden Teleskope und Computer rückt das anvisierte Neuland immer schneller in Sichtweite. Derweil zweifelt kaum mehr ein ernsthafter Wissenschaftler am Dasein hochstehender Kulturen im All. Längst plädieren renommierte Physiker wie Stephen Hawking oder Nobelpreisträger vom Schlage eines Sir Francis Crick (Medizin 1962) und Linus Pauling (Chemie 1954/Friedensnobelpreis 1963) immer eindringlicher für eine intensivere wissenschaftliche Suche nach außerirdischen Zivilisationen.

Eingedenk der guten Gesellschaft, in der wir uns befinden, nimmt es nicht wunder, dass Telepolis auf meine Anregung hin mit dem heutigen Tag einen Blog startet, den ich – nomen est omen – nicht ohne Grund First Contact genannt habe.

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In diesem Blog werden die vermeintlich außerirdischen Mikroben sowie potenziellen Vielzeller im All und vor allem die extraterrestrischen Hochkulturen im Mittelpunkt stehen. Auch wenn dieser Blog der Suche nach außerirdischer Intelligenz und allen damit verbundenen und daraus resultierenden Fragen und Problemen etwas mehr Aufmerksamkeit schenkt, so sollen Bazillus & Co. und die vermeintlich primitiveren vielzelligen Vertreter der fernen Welten nicht zu kurz kommen – ebenso wenig wie die Planeten- oder Mondjäger, die nach den Lebenswelten, den habitablen Planeten, Monden und Zonen in anderen Solarsystemen suchen.

Es versteht sich von selbst, bei einem derart diffizilen und emotional besetzten Thema nicht allzu tief ins Traumland der Fantasie einzutauchen und dabei die Grenzen der guten Wissenschaft zu überschreiten. Verschwörungstheorien und esoterische Verklärungen werde ich in diesem Blog grundsätzlich ausblenden und alle Paläö-SETI-Theorien sowie die gesamte kontroverse Debatte um die Fliegenden Untertassen rigoros außen vor lassen. Wer sich für die Thesen Erich von Dänikens oder für die UFO-Problematik interessiert, muss sich anderer Blogs oder Foren bedienen. Für mich stehen solcherlei Fragen außerhalb der wissenschaftlichen astro- und exobiologischen Diskussion und finden demnach auf dieser Website kein Forum, werden mit keinem Wort näher spezifiziert oder separaten Beitrag gewürdigt. Das ist mein Anspruch – das ist der Anspruch dieses Blogs. Viel Spaß dabei wünscht Ihnen …

Harald Zaun, Köln, 2.Dezember 2013