NSA-Skandal: Kanadas Geheimdienst verfolgte Flugreisende

In Kanada hat der Geheimdienst CSEC nach Geräten von Flugreisenden im WLAN eines großen Flughafens gesucht und die dann weiter verfolgt. Wochenlang habe man die in anderen öffentlichen WLAN wiedergefunden – in Kanada und auch den USA.

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Kanadas Geheimdienst CSEC (Communications Security Establishment Canada) hat Flugreisende überwacht, die sich an einem großen kanadischen Flughafen in das öffentliche WLAN eingeloggt haben. Das berichtet der Fernsehsender CBC unter Berufung auf Dokumente des NSA-Whistleblowers Edward Snowden. Demnach wurden an dem Flughafen (offenbar Toronto oder Vancouver) Mobilgeräte lokalisiert und dann über einen Zeitraum von zwei Wochen weiter verfolgt. So hätten sie danach in WLAN-Spots in anderen kanadischen Städten oder sogar auf US-amerikanischen Flughäfen geortet werden können.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Die Überwachung der Flugreisenden sei demnach nur ein Übungslauf für eine mächtige Überwachungssoftware gewesen. Das habe der kanadische Geheimdienst zusammen mit der NSA entwickelt. Wie der CSEC dafür an die Daten der überwachten Geräte gekommen sein könnte, gehe aus den Dokumenten nicht hervor. Es gebe aber Hinweise auf eine "spezielle Quelle", die freiwillig geholfen habe. Außerdem ließen die Folien erkennen, dass der Nachrichtendienst geplant hatte, die Informationen mit den Partnern der Geheimdienstallianz Five Eyes (USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland) zu teilen, erklärt CBC unter Berufung auf ungenannte Experten.

Die Betreiber der Flughäfen in Toronto und Vancouver hätten beide bestritten, Daten über die WLAN-Nutzer weitergegeben zu haben. Es sei außerdem unklar, wie der Geheimdienst so viele andere WLAN-Netze im Land und Ausland angezapft habe, um zu erkennen, wenn sich eines der überwachten Geräte damit verbindet. Die Experten hätten anhand der Dokumente geschlussfolgert, der CSEC benötige für diese Überwachung einen direkten Zugang zu zumindest einigen Haupttelefon- und Internetleitungen des Landes.

Auch der bekannte Politikwissenschaftler Ronald Deibert vom Citizen Lab der Universität von Toronto habe das Dokument eingesehen und erklärt, diese Überwachung sei fast sicher illegal. Die Datenschutzbeauftragte der kanadischen Provinz Ontario, Ann Cavoukian, habe gesagt, die Enthüllung habe sie "umgehauen". Das erinnere an die Aktivitäten totalitärer Staaten und sei wirklich unglaublich. In Persons eines Chefs, John Forster, habe der CSEC wiederum erst jüngst erklärt, das keine Kanadier oder Bürger in Kanada ins Visier genommen würden. Das entlarvten die neuen Dokumente aber als Lüge, schreibt nun CBC, denn die Flugreisenden seien zwar am Flughafen aber eindeutig in Kanada gewesen. (mho)